5:45 Uhr: Ankunft in Rom
Unsere Räder hatten ein eigenes Abteil!



Der sympathische Schaffner, der uns das Frühstück serviert und ein eigenes Abteil für unsere Räder organisiert hat, verabschiedet uns höchstpersönlich.


Warten auf den Frecciargento in Rom…




Im Zug von Rom nach Reggio di Calabria… Wir haben wieder mal Glück mit dem Schaffner und können unsere Räder auf zwei Sitzplätzen deponieren. Je näher wir uns der südlichsten Spitze Kalabriens nähern, desto dunkler werden die Wolken und bald schon beginnt es zu regnen. Das war so nicht geplant!!



13:30 Uhr – Ankunft in Reggio! Als wir unsere Räder im Beisein mehrerer Schaffner amüsiert zusammenbauen und uns startklar machen, reißt der Himmel auf und die Sonne lässt sich sogar blicken. Wir beschließen, die zwei Kilo schwere Radtransporttasche doch nicht nach Neapel zu schicken, sondern am Gepäcksträger zu montieren und mitzuführen. Eine gute Entscheidung, wie wir aus heutiger Sicht finden… Für Ende Oktober ist es angenehm warm!



Bei der Abfahrt am Bahnhof, als ich voll motiviert in die Pedale trete, löst sich prompt meine Kette und der Versuch, sie wieder auf die Vorderscheibe zu heben scheitet kläglich. Ich bin etwas gestresst, da mir gefühlt hundert Menschen, die auf den Bus warten, dabei zusehen und tausend Autos an mir vorbei rasen. Ein äußerst aufmerksamer, aber skuriler Mopedfahrer (er hat den Mantel eines Motorradreifens um den Hals hängen…) bleibt spontan stehen und hilft mir. So kann eine Radreise beginnen, finde ich… Es gibt doch noch hilfsbereite, äußerst nette und sympathische Menschen auf dieser Welt, vor allem in Italien!! Es kann losgehen!!!


Zunächst fahren wir bei starkem Wind (glücklicherweise Rückenwind!!!) den wunderschönen Lungomare von Reggio entlang.






Karin ist etwas schockiert von den Müllansammlungen in der Stadt und im Vorort Archi. Auch der schlechte Straßenbelag und der starke Busverkehr sind teilweise irritierend.





Ein Blick nach Sizilien und die Straße von Messina vom Vorort Gallico Marina aus…


Die Straße von Messina (ital. Stretto di Messina) ist eine Meerenge zwischen Kalabrien auf der Italienischen Halbinsel und der Insel Sizilien. Sie verbindet das Tyrrhenische Meer im Norden mit dem Ionischen Meer im Süden. Die Meeresstraße ist 32 Kilometer lang, zwischen drei und acht Kilometer breit und maximal 250 m tief. Wichtigster Hafen ist Messina im Nordosten Siziliens. Die Durchfahrt durch die Straße von Messina gestaltete sich aufgrund der Wind- und Strömungsverhältnisse und der beiderseits nahen Steilküsten von je her sehr schwierig. Antike Autoren lokalisierten daher die beiden mythologischen Ungeheuer Skylla und Charybdis, die nach Homer an einer Meerenge hausten und die Durchfahrt sehr erschwerten, an der Straße von Messina. Dabei wurde Charybdis auf sizilischer Seite bei Messene (Messina) verortet. An der kalabrischen Küste gibt es den Ort Scilla, das antike Scyllaeum (https://www.lexas.de/ozeane/meerengen/strasse_von_messina/index.aspx#google_vignette).


Ein kurzer, aber etwas desolater Abschnitt nördlich von Gallico Marina! Karin ist bei dieser „Off-Road-Expedition“ dabei, obwohl sie den Befehl ausgibt: „Keine Experimente bitte!“



Nördlich von Gallico Marina lichtet sich der Verkehr und es wird ruhiger.





Riesige Bougainvillaesträucher und mannshohe Kakteen am Weg durch die Ortschaft Canitello…


Canitello nördlich von Pezzo Superiore mit der nordöstlichsten Spitze von Sizilien…


Nördlich von Pezzo beginnt die Costa Viola, der südlichste Küstenabschnitt des Tyrrhenischen Meeres. Wir genießen traumhafte Ausblicke, perfekten Asphalt und ein beinahe autofreies Fahrvergnügen. Der Wind hat sich gelegt und die Wolken lichten sich. Wir sind wahre Glückskinder!!





Man kann die Costa Viola getrost als einen der bisher schönsten Küstenabschnitte für Radfahrer bezeichnen. Top Asphalt und quasi autofrei!! Wir sind begeistert!!




Kurz vor Scilla entdecken wir einen geeigneten Fotospot…




Noch eine Kurve und schon erblicken wir die malerisch gelegene Stadt Scilla.


Scilla liegt 28 km nördlich von Reggio Calabria direkt an der Straße von Messina. Haupterwerbszweige sind Fischerei und Tourismus. Scilla war das antike Scyllaeum. Im Jahr 42 v. Chr. fand vor Scyllaeum eine Seeschlacht zwischen Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, und Sextus Pompeius, dem Sohn des großen Pompeius, statt. Im Mittelalter wurde Scilla von Sarazenen und den Normannen erobert. 1783 wurde der Ort von einem Erdbeben und Tsunami teilweise zerstört (https://de.wikipedia.org/wiki/Scilla_(Kalabrien)).

Der 600 m lange und 30 m breite Strand im Stadtteil Marina Grande bietet einen fantastischen Blick auf das Wahrzeichen der Stadt, das auf einem großen Felsen gelegene Castello Ruffo. Der Strand selbst ist eine Mischung aus feinem Kies und grobem Sand (https://www.kalabrienferien.com/scilla/).




Imposant auf einem Felsen 72 Meter über dem Meeresspiegel gelegen ist das Castello Ruffo zweifellos das Wahrzeichen der Stadt. Der Name stammt von der Familie Ruffo, die von 1543 bis 1806 Herrscher der Stadt waren. Ihr Wappen kann heute noch über dem Eingangstor begutachtet werden. Das Castello Ruffo ist nicht nur als Aussichtspunkt ideal, sondern auch geschichtlich interessant. Es lohnt sich an einer Führung teilzunehmen, um mehr über die Festung zu erfahren (https://www.kalabrienferien.com/scilla/).
Wer an keiner Führung teilnehmen möchte und sich dennoch für die Burg interessiert, kann hier nachlesen…
Das Castello Ruffo di Scilla ist eine ehemalige Burg- und Festungsanlage. Ihre Geschichte reicht bis in die Zeit der Magna Graecia zurück. Sie soll vom Tyrannen Anaxillas, gestorben 476 v. Chr., zum Schutz vor Piratenüberfällen errichtet worden sein und diente als Vorposten der Stadt Rhegion. Auch unter den Römern diente sie der Verteidigung von Reggio. Im Mittelalter fiel sie unter byzantinische Kontrolle und wurde von den Basilianern als Kloster geutzt. Im 11. Jahrhundert gelangte der Bau in den Besitz des normannischen Herrschers sowie Herzogs von Apulien und Kalabrien Robert Guiskard. 1255 wurde die Anlage im Auftrag des Staufers Manfred von Sizilien ausgebaut. Noch im 13. Jahrhundert fiel sie an Karl I. aus dem Haus Anjou. Unter den Aragonen wurde die mittelalterliche Burg im Laufe des 15. Jahrhunderts mit zunehmender Verbreitung der Feuerwaffen angepasst und in eine Renaissancefestung verwandelt. 1469 wechselte sie erneut den Besitzer und gelangte in die Hände von Gutierre De Nava, einem aus Kastilien stammenden Ritter mit angeblichen deutschen Wurzeln. 1533 erwarben die Ruffos die Renaissancefestung und richteten dort 1620 ihre Residenz ein. Zugleich wurde im Kellergeschoss ein Kerker untergebracht, der für seine Folter berüchtigt war. Zum Beginn des 18. Jahrhunderts verlor sie vollständig ihre militärische Bedeutung. 1713 wurde sie während des spanischen Erbfolgekrieges von Truppen der Habsburger besetzt. Nach dem Frieden von Wien 1738 fiel sie an das bourbonische Königreich beider Sizilien. Von 1770 bis 1772 fanden erste Festungsarbeiten in der Moderne statt. Beim Erdbeben von Kalabrien 1783 wurde auch das Castello Ruffo di Scilla in Mitleidenschaft gezogen und in der Folge der Kerker geschlossen. Nach dem Ende der parthenopäischen Republik 1799 wurde die Anlage von napoleonischen Truppen besetzt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wechselten sich während der Koalitionskriege Franzosen und Engländer mehrmals als Besitzer ab. Nach der vorübergehenden französischen Inbesitznahme 1806 unter General Louis de Partouneaux, konnten sich die Franzosen im Februar 1808 erneut in den Besitz der Festung bringen. Nachdem der Bau bei den vorherigen Belagerungen durch Artilleriebeschuss erhebliche Schäden davontrug, fanden zwischen 1811 und 1813 Umbauarbeiten statt, die das heutige Bild der Festung prägen. Insbesondere nach einem Blitzeinschlag in das Pulverlager 1812, bei der der Bau schwer beschädigt wurde und bei dem zwei Offiziere den Tod fanden, wurde die ursprüngliche Struktur der Anlage wesentlich verändert. Nach Ende der napoleonischen Epoche war von dem Vorgängerbau wenig übrig geblieben. Beim „Zug der Tausend“ wurde die Anlage 1860 widerstandslos an die Freischaren Giuseppe Garibaldis übergeben. Angeblich soll nach der Übergabe Garibaldi selbst die Trikolore auf der Festung gehisst haben. Beim Erdbeben von Messina 1908 wurden die noch bestehenden älteren Gebäudeteile weitgehend zerstört, so dass von der ehemaligen Residenz der Ruffo nichts mehr erhalten ist. 1913 wurde am nördlichen Rand des Felsvorsprungs ein kleiner Leuchtturm errichtet, der nach wie vor von der italienischen Marine betrieben wird. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde die Festung unter anderem von der italienischen Küstenartillerie genutzt. Ende des 20. Jahrhunderts war in den ehemaligen Festungsbauten eine Jugendherberge untergebracht. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wird sie seitdem unter anderem für Ausstellungen und Tagungen genutzt (https://de.wikipedia.org/wiki/Castello_Ruffo_di_Scilla).

Coole Tunnelfahrt von einem Ortsteil zum anderen…



Das Fischerviertel von Chianalea befindet sich direkt unterhalb des Castells und wird durch den Felsen von den restlichen Stadteilen abgeschnitten. Durch einen tunnelartigen Durchgang gelangt man jedoch bequem in die restlichen Stadteile Marina Grande und San Giorgio. Bei einem Spaziergang durch das alte Fischerviertel wird die Bedeutung des Fischfangs und der alten Fischerkultur deutlich: Hier stehen die Häuser direkt am Wasser und werden vom Meerwasser unterspült, sodass die Fischer mit ihren Booten davor „parken“ können. Die kleinen Gassen, der Hafen und die zahlreichen charmanten Lokale machen die Fischer-Idylle perfekt. Aufgrund des traditionellen Schwertfisch-Fangs ist es in Scilla besonders empfehlenswert, ein fangfrisches Schwertfisch-Gericht zu probieren! Im Sommer findet jährlich ein Fest zu Ehren des Schwertfisches statt (https://www.kalabrienferien.com/scilla/).














Die urige Bottega Calabra kommt wie gerufen, als es zu tröpfeln beginnt…



Wunderschöne, typische Keramikteller vor der Bottega Calabra und eine süditalienische Leuchtrosette…

Kätzchen für Marie… Ich frage mich nur, warum die mit Wasser gefüllten Flaschen vor der Eingangstüre liegen??


Aussicht von unserem Hotel „Il Principe“…



Abendspaziergang durch die Altstadt von Scilla, oder besser: durch das schnuckelige Stadtviertel Chianalea…









Chiesa di Maria Santissima di Porto



Liebevolle Details…



Ein FIAT 500 mit alter Nummerntafel…


Der Blick nach Norden…



Über den Dächern von Scilla liegt die Kirche „Chiesa dell‘Immacolata“ mit leuchtend bunten Mosaiken und Malereien. Wir kommen gerade richtig zur Brotvergabe…



Vom Castello Ruffo aus gesehen genießt man einen wunderbaren Blick auf den Strand von Marina Grande.


Glockenturm der Kirche „Chiesa dell‘Immacolata“.

Massenhaft arme Kätzchen für Marie und hoch über unseren Köpfen wird eine Matratze ausgelüftet…



Ein netter älterer Herr empfängt uns in seiner Arbeitsstätte. Er ist Fischer und bereitet in riesigen Töpfen Fischöl zu. Dazu kocht er Gräten und Fischreste stundenlang aus und füllt die reduzierte Flüssigkeit in Gläser.


Enge Gassen, Kitten überall, Marienwinkel, üppige Pflanzen und Boote prägen das abendliche Stadtbild von Scilla. Man merkt, dass der Winter naht und die Hauptsaison vorüber ist…





Wir statten der Bottega Calabra noch einen Besuch ab und genießen schmackhafte Mini-Oliven zu Aperol-Spritz!


BUONA NOTTE!!!
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