Der Tag beginnt regnerisch und kühl. Wir dehnen das spartanische Frühstück so gut es geht aus und beobachten von unserem Balkon aus den mäßig motivierten Müllmann mit der extra kleinen Müllabfuhr…





Die Stimmung ist nach dem Regen fast mystisch, die Luft wieder frisch und der Blick auf den See phantastisch, wäre da nicht der Müll, der die ganze Szenerie ein wenig trübt…




Leider ist das Müllproblem hier im Süden nicht zu übersehen… Besonders an abgelegenen Straßen, wie hier am Lago di Lesina (eigentlich einem Naturpark) ist die Ablagerung von Rest- und Sperrmüll besonders beliebt.






Wegen Hundealarm müssen wir unsere Räder durch einen Acker schieben, um unversehrt auf die Strada Statale 693 dei Laghi di Lesina e Varano zu gelangen.



So radeln wir bei teils strömendem Regen die sichere Straße entlang…



Beim nächsten Straßenknotenpunkt versuchen wir es erneut auf einer netten Landstraße, die parallel zur Statale verläuft… Leider sind wir auch hier vor Hunden nicht sicher und so heben wir unsere Räder über eine Böschung und eine Leitplanke, um wieder auf die Statale zu gelangen…





Nicht weit nach dem Ausweichmanöver nutzen wir die Gelegenheit an einer Tankstelle und waschen unsere komplett verdreckten Räder…



Auf der Höhe von San Nicandro Garganico biegen wir links in Richtung Meer und Torre Mileto ab und gelangen so zum Riserva Naturale Statale Isola Varano, der langgezogenen und sehr schmalen Insel Varano, die den Varano See von der Adria trennt.



Eigentlich wollen wir den schmäleren Weg am Ufer des Sees entlang fahren, doch als wir am beschaulichen Kanal am Lungolago Ovest aggressives Hundegekläffe vernehmen, drehen wir lieber um und bleiben auf der Hauptstraße.



Wir bleiben also auf der schnurgeraden Via Isole Baleari und treffen ein deutsches Pärchen, das ebenso mit Rädern und Packtaschen unterwegs ist. Da wir uns noch einmal Zugang zum Lago Varano verschaffen wollen, nehmen wir ein wagemutiges Unterfangen in Kauf, nämlich die Durchfahrt durch einen Bauernhof mit mindestens drei hüfthohen Hirtenhunden. Einheimische meinen, sie seien harmlos. Tatsächlich ist es so und der Spruch „Hunde die bellen, beißen nicht“ hat etwas für sich. Der Weg endet aber vor einem schmalen Bach ohne Brücke und einem Zaun. Wir sehen nur den Weg am See, der ein schmaler Schotterweg zu sein scheint.






Der Abschnitt zwischen Isola Varano und Lido del Sole ist sehr reizvoll mit menschenleerem Strand und nettem Radweg.





Nach sieben Kilometern erreichen wir Rodi Garganico, ein sehenswertes Örtchen an der Nordküste des Gargano auf einem Felsvorsprung gelegen.

Am Eingang der Stadt begrüßt uns Padre Pio an der gleichnamigen Piazza. Weiter vorne, an der Piazza Garibaldi kaufen wir ein paar Fichi d’India, die Früchte des Ohrwaschlkaktus` und erhalten von dem netten Lieferanten auch gleich eine Einschulung im richtigen Aufschneiden, Öffnen und Verspeisen des geschmackvollen Obstes.




Beim Kiosk „Il chioschetto biricchino“ auf einer atemberaubenden Aussichtsterrasse gönnen wir uns ein kühles Bier.








Rodi Garganico präsentiert sich ganz nach meinem Geschmack mit liebevoll (teils etwas kitschig) gestalteten Hausfassaden…



… mit Treppen, Stiegen und engen Gassen









… und, was hier im Süden vermehrt auffällt, mit Heiligenstatuen und -bildnissen.


Östlich von Rodi Garganico führt die Via Pineta Marzini am Meer entlang in Richtung Peschici.

Bei San Menaio beginnt sich die Straße bergauf und bergab ins Landesinnere zu schlängeln, um beim Torre di Monte Pucci wieder die Küste zu erreichen.


Von der Aussichtsplattform des Torre di Monte Pucci genießt man einen schönen Blick auf das gleichnamige Trabucco, das einige Höhenmeter darunter liegt. Wir überlegen kurz, hinunter zu fahren, verwerfen den Gedanken aber gleich wieder in Anbetracht unserer schon schmerzenden Oberschenkel…


Ein paar Kurven weiter liegt unser Tagesziel Peschici bereits imposant vor uns. Es sind nur noch wenige Kilometer und ein schweißtreibender letzter Anstieg zu unserem auf der Anhöhe der Stadt gelegenen B&B.


Peschici



Peschici ist ein Küstenstädtchen mit ca. 4.400 Einwohnern auf der Gargano-Halbinsel in der Provinz Foggia. Die Altstadt liegt auf einem Kalkfelsen, in der Ebene westlich des Hafens liegen Neubaugebiete, Hotels und Campingplätze. Peschici liegt im Parkgebiet des Nationalpark Gargano direkt am Meer auf einem etwa 100 m hohen Kalkfelsen an der Nordostspitze der Gargano-Halbinsel. Entlang der gesamten Küste stehen mehrere Wachttürme, die im 16. Jahrhundert als Schutz gegen Piraten errichtet wurden. In faschistischer Zeit erfolgen Anstrengungen zum Ausbau der Infrastruktur im ländlichen Gargano, der Bau der Gargano-Bahn und des Acquedotto Pugliese zum Wassertransport in den Süden (bis Santa Maria di Leuca wird in Angriff genommen. 1998 gewann eine Tippgemeinschaft von Peschici in der Nationalen Lotterie den Hauptgewinn, seither hofft man in Italien, im Lotto Glück zu haben, wie die Peschiciani – die Bedeutung hat sich auf alle Glückspilze ausgeweitet (https://de.wikivoyage.org/wiki/Peschici).
Angeschlossen an das B&B „The Stunning“ ist das genial gelegene und durchaus zu empfehlende Restaurant „Piccolo Paradiso“, wo wir ein typisch regionales Gericht, nämlich eine sehr ausgiebige und äußerst köstliche Fischsuppe verspeisen. Begleitet wird unser „Cena“ von einem romantischen Sonnenuntergang über der Bucht von Peschici.







Nach unserem Mahl machen wir noch die Altstadt und hier vor allem die schnuckeligen Geschäfte unsicher. Haralds Geduld wird wieder mal auf die Probe gestellt und seine Ausdauer mit einem leckeren Eis belohnt… Aus einer Enoteca in einer versteckten Seitengasse ertönt Live-Musik und wir steuern natürlich direkt darauf zu. Die Atmosphäre dort ist fast familiär, weil wir eine der wenigen Zuhörer sind und uns in die Nähe der Musiker setzen können. Diese Tatsache (und der bereits wirkende Alkohol) ist wahrscheinlich der Grund, warum ich zwei Lieder auf der Gitarre zum Besten gebe. Danach entpuppt sich ein weiterer Zuhörer als Bassist und eine junge Frau als Schlagzeugerin. So werden nach und nach die Instrumente weitergegeben und ausgetauscht, während sich die Location füllt und der Platz immer enger wird.









Die chillige Stimmung in der Enoteca ist ein gebührender Abschluss für diesen ereignisreichen und mit neuen Eindrücken gefüllten Tag. Wir sind hundemüde und schlendern zurück zu unserem kleinen B&B.
BUONA NOTTE, RAGAZZI!!
Hier wird der Tag in einem kurzen Video zusammengefasst:
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