Loreto


In Loreto lasse ich zum ersten Mal meine Drohne fliegen und erfahre erst im Nachhinein, dass es sich bei dem Gebiet um eine militärische Sperrzone handelt! Ich hab mich schon gewundert, warum sie nicht höher steigen will… Hier meine ersten Flugversuche:
Nach dem Drohnenflug besichtige ich zunächst einmal die Stadt und komme drauf, dass ich auch im Kloster übernachten hätte können, wie es die Pfadfindergruppe aus Venedig gemacht hat. Ich lerne sie bei einer Führung durch die Wehrgänge der Basilika kennen. Die drei Leiter der Jugendgruppe Silvia (24), Luca (24) und Federico (53) aus Venedig Mestre haben eine Pilgerwanderung von Assisi nach Loreto unternommen. Davon sind sie 70 km zu Fuß gegangen und den Rest der Strecke haben sie mit einem Reisebus zurückgelegt. Die Nächte verbrachten sie mit Schlafsack und Matte in Jugendherbergen und Klöstern, wie auch hier in Loreto.







Inmitten der italienischen Marken gelegen, rund 20 Kilometer südlich von Ancona, findet man das rund 13.000 Seelenstädtchen Loreto. Unweit der Ausläufer des Gran-Sasso-Gebirges hat sich hier in der Nähe zur Adriaküste einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der katholischen Welt entwickelt. Nicht wenige sagen, Loreto wäre nach dem Petersdom in Rom auf jeden Fall der zweitwichtigste Wallfahrtsort Italiens (https://www.italien.de/staedte/loreto).
Berühmt wurde der Loreto durch die „Basilika vom Heiligen Haus“. In dieser Basilika soll das Haus stehen, in dem Maria, die Mutter Jesu, aufwuchs und vom Erzengel Gabriel die Botschaft erhielt, dass sie schwanger werden würde. Nachdem die Kreuzritter das Heilige Land verloren hatten, soll das Haus der Heiligen Familie von Engelshand von Nazaret nach Loreto gebracht worden sein. Das eigentliche Haus der Maria wurde im 16. Jahrhundert mit einer monumentalen Marmorverkleidung versehen, auf der die Geschichte Marias in verschiedenen Darstellungen und Reliefs abgebildet ist. Ebenfalls im 16. Jahrhundert wurde die Basilika über dem Haus der Maria fertiggestellt (https://www.italien.de/staedte/loreto).
Das Heilige Haus wurde in Loreto zunächst mit einer kleinen Kirche überbaut. 1468 begann dann, unter Beteiligung der bedeutendsten italienischen Architekten und Künstler, die Errichtung der heutigen kreuzförmigen Kuppelbasilika in Formen der Nachgotik und der Renaissance. Papst Paul II., der 1464 als Kardinal in Loreto selbst durch ein Wunder geheilt worden sein soll, förderte den Bau persönlich. Mit der repräsentativen Fassade war die Kirche 1587 vollendet. Der 75 m hohe Campanile wurde 1750–54 hinzugefügt. Den westlichen Vorplatz mit einem barocken Brunnen rahmen zwei Gebäudeflügel mit Doppelarkaden (https://de.wikipedia.org/wiki/Loreto_(Marken)).
Für Marienverehrer ist die Basilika vom Heiligen Haus natürlich der wichtigste Ort in der Stadt. Doch wer weniger religiöse Gründe hat, das alte Städtchen, dass wunderschön auf einem Berg etwas landeinwärts nahe der Adriaküste gelegen ist, zu besichtigen, wird hier ebenfalls einen schönen Tag verbringen können. Die Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert ist beispielsweise teilweise noch erhalten. Und der Palazzo Apostolico mit seinen so typisch italienischen Arkaden an der Piazza della Madonna steht zwar im Schatten der deutlich berühmteren Basilika, beherbergt aber manchen hochinteressanten Schatz. Von Kunstwerken bedeutender italienischer Künstler bis hin zu Werkzeugen und Krügen, wie sie bereits in Apotheken des 16. Jahrhunderts genutzt wurden, kann man hier einen Ausflug in die italienische Historie und die Kunstgeschichte des Landes unternehmen (https://www.italien.de/staedte/loreto).

















Ich breche erst am späten Vormittag in Loreto auf und fahre in Richtung Küste nach Recanati Mare. Dieser Touristenort an der Adria besitzt eine autofreie Strandpromenade, was ein ruhiges Flair direkt am Meer versprüht und zum Flanieren und Sporteln einlädt.


Um Zur Via delle Nazioni zu gelangen nehme ich einen kurzen, aber schönen Singletrail…

Nach ein paar Kilometern auf der Provinzstraße Via delle Nazioni muss ich auf die Contrada Torrenova, eine Bundesstraße, die in die Via Alvata übergeht und dann einen parallel verlaufenden Radweg besitzt.

Civitanova







Nach der Brücke über den Chienti geht der Radweg auf diese Art weiter…

Porto Sant’Elpidio


In Porto Sant’Elpidio lerne ich Annegret aus Deutschland kennen, die mit einem Italiener verheiratet ist und schon seit zwanzig Jahren in Italien lebt und dort in der Textilindustrie arbeitet. Die Arbeitszeiten sind hart und Urlaubstage rar und nicht zusammenhängend. Sie findet leider schwer eine Möglichkeit ihre Heimat zu besuchen. Daher sind ihre Eltern gerade für drei Wochen auf Urlaub in dem für uns Österreicher unbekannten Touristenort Porto Sant’Elpidio.



Bei der Mündung des Tenna am Lido Tre Archi in San Tommaso schlängelt sich der Radweg lieblich durch die Landschaft…


Streckenabschnitt zwischen Porto Sant’Elpidio und Porto San Giorgio



Bei Marina di Altidona lässt sich der grüne Radweg bei Kommod nur schwer planen, doch ich überliste die App und versuche die widerspenstige „Pista Ciclabile“ am Meer entlang zu fahren. Doch wenn sich ein Weg nicht planen lässt, sollte man diesen Wink ernst nehmen… Der Radweg war auf einmal unterbrochen, vom Meer unterspült, unbefahrbar… Zwei nette Typen und ein paar Kinder haben mir noch geholfen mein Rad über die Absperrung und ein kleines Rinnsal zu hieven… Beim Rückweg musste ich sie nochmal herpfeifen und sie wiederum um Hilfe bitten… Ganz schön stressig die ganze Aktion und auch sehr kräfteraubend, sodass ich ganz vergesse ein Foto zu schießen… Schließlich und endlich lande ich wieder mal auf der Strada Statale 16 Adriatica mit dem breiten Seitenstreifen, die mich (mit kurzer Unterbrechung durch das Ortsgebiet durch Pedaso) bis Grupa Marittima führt.


Dort angekommen erhalte ich die Hiobsbotschaft, dass keine Unterkunft mehr frei ist. Alles ausgebucht und die nächste Stadt ist 20 Kilometer entfernt. Unmöglich!! Ich bin viel zu fertig und außerdem ist es zu spät und bald dunkel, um noch irgendwohin zu radeln. Auf den Schock hin suche ich mir erst mal ein Restaurant am Strand. Ein sehr netter älterer Kellner bedient mich und beim herrlichen Blick auf den Strand beschließe ich heute unter freiem Himmel zu schlafen.

Nach dem Essen so gegen 22:00 Uhr, als ein kühles Lüftchen ins Restaurant weht und ich noch immer im Raddress beim Tisch sitze, schmiede ich einen Plan B. Ich nehme allen Mut zusammen und frage den Kellner, ob er zufällig jemanden kenne, der privat Zimmer vermiete. Luigi hat extrem viel zu tun, aber er meint, er werde sich darum kümmern. Als nach einer viertel Stunde keine Rückmeldung kommt, entscheide ich mich für Plan A, also die Strandübernachtung, bezahle und verabschiede mich auch beim Kellner und entschuldige mich für die Umstände. Er bittet mich noch kurz zu warten, er müsse mit seiner Frau sprechen… Nach zwei Minuten die Offenbarung: ER selbst und seine Frau haben ein Zimmer zu vermieten!! Er müsse nur bis Mitternacht arbeiten und könne mich danach zu seinem Haus bringen. Bis dahin müsse ich mir die Zeit vertreiben. Nichts leichter als das… Ich bin überglücklich, schiebe mein Rad zum Strand, nehme als erstes ein Bad im Meer und benütze danach ein Liegebett, um ein Stündchen zu schlafen… Mein Handtuch dient als Decke, der Vollmond geht auf und ich denke dankbar an das Glück, das mir widerfährt und wie schön das Leben ist!


Bald läutet mein Handywecker und ich muss zurück ins Restaurant! All’Italiana trinke ich um Mitternacht noch einen Espresso und warte einige Zeit auf Luigi, den Kellner. Um 00:30 geht’s los! Luigi mit dem Moped voraus, ich mit voll bepacktem Rad und langem Kleid durch Nacht und Nebel hinten nach. Ich schmunzle, weil die Situation wieder mal so köstlich ist! Luigi meint, es wären fünf Minuten bis zu seinem Haus, aber leider hat er mit 70 km/h kalkuliert! Wir sind gefühlt eine viertel Stunde unterwegs! Luigi fährt wieder zurück, um weiter zu arbeiten und ich warte auf seine Frau, die mir mürrisch die Bettwäsche überreicht. Auch sie musste extra wegen mir ihre Arbeit unterbrechen und danach wieder ins Restaurant fahren. Sie arbeitet dort in der Küche, erfahre ich. Ich bedanke mich tausend Mal und entringe ihr durch die Übergabe von 40€ ein kurzes Lächeln… Sie wollte eigentlich gar nichts annehmen, aber ich bestand darauf.
Völlig geschafft und erledigt sinke ich nach einer schnellen Dusche auf das ersehnte Bett… Ich bin Luigi soooo dankbar, dass er mich aus dieser Notlage befreit hat!! Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft wurden mir in Grupa Marittima wieder einmal zuteil und es ist wunderbar, solch offenherzigen und freundlichen Menschen wie ihm zu begegnen!!! GRAZIEEEEEE!!!
PS: Falls Ihr neugierig seid… ein Foto von Luigi gibt es am nächsten Morgen, also Tag 4…
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