4. Tag: Civitavecchia – Porto Santo Stefano, 95 km, 460 Hm

Ich starte in Civitavecchia und verlasse die Stadt in nördlicher Richtung, vorbei am schon von Weitem sichtbaren Industriehafen.

Der Hafen Civitavecchia ist nicht nur der Hafen der Stadt Civitavecchia, er gilt auch als Seehafen der 70 Kilometer südöstlich gelegenen italienischen Hauptstadt Rom. Kaiser Trajan ließ den Hafen zwischen 107 und 110 n. Chr. anlegen. Heute ist er der im Kreuzfahrtgeschäft führende Hafen Italiens. Die Hafenanlagen erstrecken sich auf rund 200 Hektar Landfläche. Die Uferlänge aller Kaimauern beträgt insgesamt etwa 15 Kilometer mit 28 Liegeplätzen zwischen 100 und 400 Meter Länge und anderen Liegeplätzen für Yachten und Boote. Das felsige Hafenbecken ist bis zu 18 Meter tief. Der Hafen lässt sich in drei Bereiche unterteilen: Der alte Hafen im Süden ist in erster Linie ein Yacht- und Passagierhafen, der neue Hafen im Norden ist der Industriehafen. Dieser hat seit 2009 ein Containerterminal mit einer Jahreskapazität von 500.000 TEUs, die in den kommenden Jahren verdoppelt werden soll. Darüber hinaus gibt es ein sogenanntes „Stahlterminal“, welches für die Stahlwerke im umbrischen Terni von Bedeutung ist, ein Autoterminal für 280.000 Fahrzeuge, einen Ölhafen und verschiedene andere Anlagen. Landeinwärts hat der Industriehafen freie Ausbauflächen von etwa 500 Hektar. Als dritter Bereich kann die Hafenseite der über zwei Kilometer langen Mole gelten, die zu einer Pier für Kreuzfahrtschiffe ausgebaut wurde. Dort befinden sich die Kreuzfahrtterminals Bramanteund Amerigo Vespucci. Noch ist die Hafenmole im Süden mit dem alten Hafen verbunden, diese Verbindung soll jedoch einer zweiten Hafeneinfahrt weichen. Die Kreuzfahrtterminals würde man dann mit einer Klappbrücke mit dem Rest des Hafens verbinden (https://de.wikipedia.org/wiki/Hafen_Civitavecchia).

Auf der Via Tarquinia herrscht wenig bis gar kein Verkehr…

Der heutige Streckenabschnitt ist geprägt von ausgedehnten, ebenen Flächen und sanften Hügeln mit intensiver Landwirtschaft.

Die übliche Vegetation in diesen Breiten: Zypressen, Oleander und Pinien…

Hinter Kohl- und Melonenfeldern liegen die Tolfaberge…

In dieser lieblichen Gegend wird nicht nur Gemüse angebaut, sondern auch Golf gespielt…

Eine Vielzahl von Agritourismus-Betrieben reihen sich großräumig aneinander….

Ich radle vorbei an aufgelassenen Gewächshäusern…

…Zypressenalleen, Gemüse- und Melonenfeldern…

…und Tomatenfeldern soweit das Auge reicht…

Da die Via Aurelia für Radfahrer viel zu gefährlich wäre, muss man diesen abenteuerlichen Schilfgürtel auf einem teils gruseligen Singletrail durchqueren… In dieser Gegend nordwestlich von Tarquinia treffe ich weit und breit keine Menschenseele und fühle mich etwas alleine.

Ich weiß nicht recht, ob ich Angst haben oder mich amüsieren soll. Angesichts mangelnder Alternativen entscheide ich mich für letzteres. Das Schild „Scendere dalla bike“, also die Anweisung, vom Rad abzusteigen, zeigt mir, dass hier öfters Radfahrer unterwegs sein müssen – ein kleiner Trost! Es handelt sich also um einen offiziellen Radweg und ich habe mich zumindest nicht verirrt…

Nach dem Singletrail durchs Schilf komme ich endlich wieder auf einen gut befestigten und freundlicheren Schotterweg. Irgendwie bin ich froh, hier ganz alleine zu sein und keinen Menschen zu treffen… Ich glaube, es wäre noch beunruhigender, auf jemanden zu stoßen, weil man hier eben nicht mit Hilfe rechnen kann, so verlassen ist diese Gegend!

Ich schiebe die sorgenvollen Gedanken zur Seite und radle mutig durch die beeindruckende Landschaft, die auf mich trotz tiefsitzender Ängste eine beruhigende Wirkung hat…

Es gibt immer wieder etwas Neues zu bestaunen und ich fotografiere, während ich langsam dahin trete… Spuren von Zivilisation? Ja! Menschen? Fehlanzeige!

So schön der Abschnitt in der Gegend um Tarquinia zwischen Meer und Via Aurelia auch ist… Ich fühle mich irgendwie wohler, wieder festen Asphalt unter den Reifen zu haben!

Ein Radweg kündigt immer etwas Gutes an!!

Eine herrliche Bougonvilla erregt meine Aufmerksamkeit in der Mittagshitze von Montalto di Castro!

In der kleinen Bar Magritte in Montalto di Castro lerne ich Salvatore aus Montalto Marina kennen. Wir plaudern übers Radfahren, weil auch er begeisterter Radler ist. So komme ich immer wieder leicht ins Gespräch mit den unterschiedlichsten Menschen…

Nach Montalto di Castro folgt ein sehr abgelegener und unwirtlicher Abschnitt, der für jemanden, der alleine mit dem Rad unterwegs ist (wie ich), etwas beklemmend sein könnte…

Ich komme bei einem teils sehr verfallenen Batterien-Entsorgungszentrum vorbei und spähe durch die Gitterstäbe des Zaunes…

Diese sympathischen Jungs aus Australien radeln von Paris nach Rom und sind gerade dabei, einen Schlauch zu wechseln. Ich plaudere ein wenig mit ihnen und ein Selfie muss einfach sein!

Weiter geht´s durch ein nicht gerade einladendes Industriegebiet…

Ein entlegener Bauernhof…

Ein ebenso abgelegener Agriturismo-Betrieb…

Auf perfektem Asphalt geht es bei Pescia Romana vorbei!

Die Gegend zwischen Pescia Romana und Ansedonia ist die Grenzregion zwischen den Regionen Latium und der Toskana und bildet den südlichen Teil der Maremma.

Die Maremma bezeichnet im Italienischen allgemein sumpfiges Küstenland. Verengt ist der Begriff auf die Landschaft in Mittelitalien, zu der die gesamte südliche Toskana und Teile des nördlichen Latiums gehören. Im engeren Sinne umfasst die Maremma aber nur den flachen, von den Hügelketten der Monti dell’Uccellina unterbrochenen Küstenstreifen zwischen dem Golf von Follonica, den Flussläufen der Bruna und des Ombrone sowie der Lagune von Orbetello am Monte Argentario, ursprünglich eine zusammenhängende, mit dem Tyrrhenischen Meer verbundene Sumpflandschaft, die in römischer Zeit Maritima Regio hieß. In der flachen Landschaft bringen die Flüsse im Winter mehr Wasser, als ins Meer abfließen kann, aus den Bergen mit. So entstehen zwischen den Flussläufen ausgedehnte flache Binnenseen, die auch im Sommer nicht austrocknen. Zwischen den Gewässern häuft der Wind Sanddünen auf, durchsetzt mit großen Massen von Schutt, Felsbrocken und abgebrochenen Ästen, die die Flüsse vor sich hertragen. Das Salzwasser des Meeres und das Süßwasser der Flussläufe mischen sich so zu einer einzigartigen Sumpflandschaft. Wie aus römischen Quellen bekannt, war den Etruskern, die auf Hügeln im heutigen Hinterland siedelten (Populonia, Vetulonia, Roselle), eine teilweise Trockenlegung der Bucht durch Anlage eines Kanalsystems, das ihre Siedlungen mit dem Meer verband, gelungen. Doch schon zu Zeiten der Römer bekamen die Naturgewalten wieder die Oberhand, und seit der Spätantike war das Land sich selbst überlassen. Einige Städte, die in der Römerzeit prosperierten, gingen völlig zu Grunde. Seit dem Mittelalter war die Malaria in den Sümpfen bekannt. Weder Pisa noch Siena zeigten Interesse an dem Gebiet außer als Hafenstützpunkte zu strategischen Zwecken. Erst im 18. und 19. Jahrhundert initiierten die Großherzöge der Toskana aus dem Hause Habsburg-Lothringen ein flächendeckendes Rekultivierungs- und Entwässerungsprogramm für das Land. Ferdinand III. brachte als Erster die Idee ein, konnte sie jedoch nicht mehr umsetzen, da er selbst an der Malaria verstarb. Sein Sohn, Großherzog Leopold II, hatte seit 1804 mit seinem Berater, dem Grafen Fossombroni, Pläne zur Anlage eines Kanalsystems zur Ableitung der sedimentreichen Flusswasser und Rückführung des gereinigten Wassers konzipiert. Ferner sollte die Anpflanzung eines Piniengürtels Entwässerung bringen. Vorausgegangen waren erfolgreich abgeschlossene Entwässerungsprojekte am Fluss Cecina. Am 27. April 1828 wurde das Projekt genehmigt, und die Arbeiten begannen Ende 1829 mit 5000 Arbeitskräften aus allen Teilen der Toskana, anderen italienischen Nachbarstaaten und dem Ausland unter der Aufsicht von Ingenieur Alessandro Manetti, der unmittelbar dem Großherzog unterstand. 1830 war der Entwässerungskanal fertiggestellt. Eine endgültige Trockenlegung der Sümpfe und Ausrottung der Malaria war damit noch nicht erzielt. Ab dem späten 19. Jahrhundert und verstärkt in den 1930er-Jahren wurde die Maremma erneut drainiert. (https://de.wikipedia.org/wiki/Maremma).

Ein Haus in Orbetello Scalo… Mich fasziniert die Anordnung der kleinen Steinziegeln im Mauerwerk!

Fahrt nach Orbetello und Unterkunftssuche in einer schnuddeligen Bar – Mein Energielevel: niedrig aufgrund von Wassermangel!

Bei der Einfahrt in die Altstadt laden sich meine Batterien wieder auf! Ein imposantes mittelalterliches Tor führt in das Stadtzentrum von Orbetello!

Beim Staunen über diesen schnuckeligen Ortskern frage ich mich, warum ich nicht noch ein wenig gewartet habe mit meiner Trinkpause….

Über einen künstlich angelegten Damm und die Straße „Via della Diga“, die auch einen Rad- und einen Fußweg mit einschließt, geht es zur ehemaligen Insel und dem Vorgebirge „Monte Argentario“ am südlichen Zipfel der Toskana.

Monte Argentario ist ein annähernd kreisrundes felsiges Vorgebirge, dessen höchste Erhebung (der Monte Telegrafo) 635 m aufweist. Er war in der Antike eine vom offenen Meer umgebene Insel, an der sich später durch den von dem Fluss Albegna mitgebrachten Schlamm, Sand und Schutt drei Landzungen zum Festland bildeten, die heute das Wasser in der so genannten Lagune von Orbetello umschließen. Der Zugang zum Monte Argentario vom Festland erfolgt entweder, von Albinia kommend, über die nördliche Nehrung (Tombolo di Giannella) oder über die mittlere, als Damm artifiziell verstärkte Landzunge von Orbetello. Die südliche Nehrung (Tombolo di Feniglia) ist für PKW gesperrt, Teile davon haben den Status einer ‚Riserva naturale‘ mit entsprechenden Zugangsbeschränkungen. Zwischen den zerklüfteten Felsen des Felsgebirges wachsen Pinien und die charakteristische Macchie-Vegetation. Kleine sandige Strände erstrecken sich schwer zugänglich tief unterhalb der Steilküsten. Weite Teile der Landschaft außerhalb der beiden Küstenorte auf der „Insel“ sind naturbelassen (https://de.wikipedia.org/wiki/Monte_Argentario).

Benvenuti a Monte Argentario!!

Teils die Straße, teils Radwege führen mich an der Nordküste des Monte Argentario in Richtung Santo Stefano, in dessen Nähe sich meine Unterkunft befindet.

Ich entdecke den ersten Badestrand an diesem heißen Tag und bekomme Lust auf einen Sprung ins Meer! Doch zuerst möchte ich meine Unterkunft beziehen…

Durch mehrere Rad- und Fußweg-Tunnels fahre ich leider an meiner Unterkunft vorbei, die sich oberhalb an der Straße befindet und vom Radweg aus nur über steile Stufen erreichbar ist.

Der Hafen von Porto Santo Stefano in der späten Nachmittagssonne… Es ist heiß und ich muss einen Kilometer und etliche Höhenmeter auf der Straße zu meinem Quartier zurück strampeln!

Meine Unterkunft für die heutige Nacht – eher bescheiden, würde ich sagen… Es war die einzig erschwingliche Übernachtungsmöglichkeit, die ich gefunden habe!

Der Weg zum Strand ist genau nach meinem Geschmack!!

Ich plantsche vergnügt im Meer und genieße die letzten Sonnenstrahlen am Strand…

Auch bei diesem Sonnenuntergang denke ich, wie immer bei Sonnenauf- und Sonnenuntergängen, an meine beiden Liebsten Gianni und Marie… Wie schön wäre es, wenn sie einmal mit von der Partie sein könnten! Nur leider macht ihnen Radfahren gar keinen Spaß…

Direkt an diesem kleinen Kiesstrand gibt es ein nettes Lokal, das indirekt zur Unterkunft gehört. Es wird vom Bruder meiner Gastgeberin geführt und ist unbedingt zu empfehlen, denn das Essen ist ausgezeichnet!!

BUONA NOTTE!!!

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