5. Tag: Porto Santo Stefano – Talamone, 83 km, 910 Hm

Ein anstrengender Radtag liegt vor mir und ich verlasse bei bewölktem Himmel meine Unterkunft „Il Fortino“ in der Nähe von Porto Santo Stefano (Toskana). Ursprünglich wollte ich auf keinen Fall die Halbinsel Monte Argentario umrunden, da sie auf mich riesig wirkte (ist sie auch… haha!) Daniela, die Inhaberin des B&B belehrt mich allerdings eines Besseren und meint, ich solle mir dieses Erlebnis nicht entgehen lassen! Das Gebiet sei äußerst sehenswert! Sie hat recht, die Gegend ist wirklich zauberhaft schön, und ich bin froh, die zusätzlichen Strapazen auf mich genommen zu haben!

So lerne ich Porto Santo Stefano doch noch ein wenig kennen, weil ich die Halbinsel gegen den Uhrzeigersinn umrunde.

Der Lungomare in Porto Santo Stefano…

Hier kann man getrost ein wenig verweilen und die Seele baumeln lassen…

Der Yachthafen von Porto Santo Stefano und die Hibiskusblüten in der Bar Chiodo sind, wie ich meine, wunderschöne Fotomotive.

Der Hafen von Porto Santo Stefano ist eine beliebte Marina für betuchte Yachtbesitzer!!

Ich setze meine Fahrt durch den Ort fort und halte meine Augen nach interessanten Fotomotiven offen…

Ausgehend vom Meereshöhenniveau, geht es nun stetig bergauf. Ich bin dankbar für die Bewölkung am Himmel, weil bei Sonnenschein die Straße (Strada Provinciale Panoramica Porto Santo Stefano) voll in der Sonne liegen und es keinen Schatten geben würde.

Der Asphalt ist in ausgezeichnetem Zustand und immer wieder eröffnen sich herrliche Ausblicke aufs Meer, die man als Radfahrer entspannt und ganz nebenbei genießen kann. Autofahrer hingegen können nur bei den dafür vorgesehenen Ausbuchtungen halten, müssen den Motor abschalten, aussteigen, Fotos schießen (falls es sich überhaupt auszahlt), wieder einsteigen, Motor anmachen… Ich bemitleide sie dafür und schätze meine Freiheit, an jeder beliebigen Stelle stehenbleiben zu können, um mit einem Bein auf der Leitplanke (ich muss also nicht einmal vom Rad absteigen) die zum Teil sehr abschüssige und zerklüftete Felsküste zu bestaunen.

Wenn man genau hinschaut sieht man, wie türkis das Meer an manchen Stellen erscheint…

Schöne Straße, steiles Gelände, teure Villen, atemberaubende Aussicht!!

An einer Stelle nach ca. 13 Kilometern wird die Straße so steil, dass ich zum Teil schieben muss… Was, wenn es in dieser Tonart weiter geht?

Auf einen sehr steilen Abschnitt und die erfolgreiche Bewältigung der höchsten Erhebung des heutigen Tages folgt eine herrliche Abfahrt! Doch die Umrundung des Monte Argentario ist noch lange nicht zu Ende…

Der Zustand des Straßenbelags verschlechtert sich zusehens und es geht wieder bergauf…

Ab Kilometer 22 geht die Asphaltstraße in einen teils groben Schotterweg über. Hier befinden sich die bekannten und angeblich sehr schönen Strände „Le Canelle“. Ein bis zwei Kilometer danach erreiche ich den zweithöchsten Punkt des heutigen Tages…

Eine herrlich lange und aussichtsreiche Abfahrt nach Porto Ercole kann beginnen!!

EIN TRAUM!!!

Kurz vor Porto Ercole und leider erst bei Kilometer 30 erspähe ich in nicht allzu großer Entfernung und nur wenige Höhenmeter unter mir weiße Sonnenschirme. Ich riskiere die Möglichkeit, dass es sich um eine private Einrichtung oder eine Hotelanlage handelt und lenke mein Fahrrad den steilen Weg hinunter.

Gott sei Dank war die Abfahrt nicht umsonst!! Die Anlage mit angeschlossenem Restaurant ist schön, aber nicht gerade billig… Ich verzichte auf Liegebett und Schirm, da diese Leistung 60€ kosten würde. Dennoch bin ich froh, ein paar schöne Stunden hier verbracht zu haben!

Die Straße nach Porto Ercole vom Süden her ist sehr steil und mit dem Rad in die entgegengesetzte Richtung nur sehr schwer überwindbar. Ein paar E-Bikefahrer kommen mir entgegen und ich bin froh, intuitiv die angenehmere Variante (auch wenn sie gegen meine Fahrtrichtung verläuft) gewählt zu haben.

Die Ortschaft Porto Ercole fotografiere ich nur im Vorbeifahren… Hier meine Eindrücke!

Von Porto Ercole steuere ich über einen schönen Radweg die dritte Verbindung des Monte Argentario mit dem Festland an, die „Duna Feniglia“!

Nur drei schmale Landzungen binden die Halbinsel Monte Argentario am südlichsten Ende der Toskana ans Festland. Und alle drei dieser Nehrungen haben ihren ganz eigenen Charme. Die nördlichste, die Giannella, ist ein einziger langgezogener Badeort, an dem Restaurants, Bars und Campingplätze die sonnenhungrigen Urlauber versorgen. Auf der mittleren Landzunge, und damit mitten in der Lagune, welche von den beiden äußeren Nehrungen begrenzt wird, sitzt das Städtchen Orbetello. Bleibt noch die südlichste Landzunge, die Feniglia. Im Gegensatz zur belebten Giannella und dem quirligen Orbetello herrscht hier Natur pur! Denn die Duna Feniglia (auch „Tombola di Feniglia“) ist gänzlich Naturschutzgebiet. Auf den rund sieben Kilometern Länge und knapp einem Kilometer Breite gibt es kein einziges Café, keinen Campingplatz und auch sonst kaum Zeichen moderner Zivilisation. Dafür einen dichten Pinienwald, gesäumt von einem sich in weitem Bogen dahinziehenden Naturstrand (https://maremmageheimtipp.com/2019/10/08/la-feniglia/). Das Naturschutzgebiet Duna Feniglia liegt in der Ebene zwischen der Lagune von Orbetello und dem Tyrrhenischen Meer. Es verbindet das Vorgebirge des Monte Argentario bei Porto Ercole mit der Anhöhe von Ansedonia. Der zwischen Meer und Pinienwald gelegene und geschützte Park ist ein idealer Ort für Naturliebhaber. Er ist ebenso zu Fuß und mit dem Fahrrad wie über eine 6 km lange Straße zugänglich. In Bezug auf die Vegetation kann man das Gebiet in drei Bereiche einteilen: die Sanddünen, den Pinienwald und die Lagune. Aufgrund seiner Vielfalt werden im Naturschutzgebiet Pinienkerne geerntet, die in der Lebensmittelindustrie verwendet werden. Typisch für die Feniglia ist der Damhirsch, der dort frei mit anderen Huftieren, wie zum Beispiel das Wildschwein, lebt. Häufig sieht man FüchseDachse und kleine Nagetiere. Anzutreffen sind auch unterschiedliche Vögel, wie TurteltaubenSpechteWiedehopfe oder nachtaktive Greifvögel (https://www.visittuscany.com/de/attraktionen/riserva-naturale-duna-feniglia/).

Entlang des Schotterweges sind im Abstand von ca. 1 km Meilensteine und Informationstafeln angebracht, die auf der einen Seite den Weg zum Strand und auf der anderen zur Lagune weisen.

So sieht dieser naturbelassene 6-7 Kilometer lange Sandstrand aus. Zwar wunderschön mit all den aus Schwemmholz gebauten Unterständen und Sonnenbarrieren, aber ich frage mich, wo all diese Menschen ihre Notdurft hinterlassen?! Ich kann weit und breit keine sanitären Einrichtungen erkennen!!

Ich setze meine Fahrt etwas desillusioniert fort und sehe dieses „Möchtegern-Naturschutzgebiet aus einem eher kritischen Blickwinkel…

Die Fahrt an den Steinmauern vorbei hatten wir doch schon mal…

In Orbetello Scalo geht es durch eine Unterführung unter der Eisenbahnlinie durch!

Eine schöne und sehr ruhige Variante, um die Via Aurelia zu umfahren…

Ich blicke noch einmal zurück auf den Monte Argentario und begebe mich dann auf die Strade Provinciale Parrina.

Die Strada Provinciale Parrina mit tollem Asphalt und freier Fahrt verursacht zwar einen kleinen Umweg, aber der glatte Untergrund ist einfach angenehmer. Aus heutiger Sicht weiß ich, dass es besser gewesen wäre, bis auf Höhe Talamone auf dieser Straße zu bleiben, da der Radweg zwischen Albinia und Talamone noch nicht ausgebaut ist und ein Ausweichen ins Hinterland ohnedies noch einmal notwendig wird.

Diese Informationen habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht und strample fröhlich und mit vollem Elan den Fluss Albegna entlang in Richtung Albinia. Dabei komme ich bei einer Tomatenkonservenfabrik vorbei…

Albinia bzw. das, was ich davon im Vorbeifahren gesehen habe…

Der Radweg zeigt sich zunächst vielversprechend…

Ich radle heiter über den Fluss Albegna.

Entlang der stark frequentierten, vierspurigen Via Aurelia, wo die LKWs vorbei donnern, führt der Radweg unter alten Pinienbäumen entlang. Eine Baustelle lässt nichts Gutes erahnen und irgendwann endet der Radweg, wie bereits befürchtet…

Es bleibt mir keine andere Wahl, als wieder ins Hinterland auszuweichen, wo es ja grundsätzlich auch schön ist… Auf einem verstaubten Singeltrail geht es der Bahnlinie entlang. Nur leider hab ich nach einem so anstrengenden Tag überhaupt keinen Bock mehr darauf!!! Meine Wasserflasche ist auch schon längst leer getrunken und ich bitte durch ein Eisentor bei einem Bauernhof um Hilfe. Eine nette Signora füllt mir die Trinkflasche mit frischem Wasser auf und ich fasse wieder Zuversicht, dass ich Talamone noch vor Sonnenuntergang erreichen werde.

Das mit dem Sonnenuntergang geht sich knapp NICHT aus, aber ich bin einfach nur froh, mein Tagesziel Talamone erreicht zu haben!

In einer Bar lerne ich nette Österreicher kennen, die in Orbetello Urlaub inklusive Sprachkurs machen. Sie haben sogar ihre Lehrerin, die direkt aus Orbetello stammt (im olivgrünen Outfit), mitgenommen. Es ist eine nette Runde und wir plaudern ausgelassen über Dies und Jenes…

Am Abend zieht ein fürchterliches Unwetter über die Stadt, sodass riesige Sonnenschirme drohen, davonzufliegen…

Meine Kollegin, die mit ihrer Familie in Talamone Urlaub macht, treffe ich leider nicht. Dafür lerne ich beim Essen drei nette Deutsche kennen, die mich auf ein Abschlussgetränk in eine Bar einladen.

Fad wird mir nie….


BUONA NOTTE!!!

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