In unserer äußerst empfehlenswerten Unterkunft CASA Mamma Elvira in Lecce erhalten wir erst ab 7:30 Uhr ein ausgiebiges Frühstück, auf das wir nicht verzichten wollen.


Die Sonne steht schon relativ hoch am Himmel und brät erbarmungslos auf uns herab, als wir Lecce verlassen. Ein gepflegter Radweg führt uns in südöstlicher Richtung aus der Stadt hinaus.

Wir vertrauen auf Komoot und setzen unsere Fahrt auf der Strada Provinciale Lecce-Vernole fort. Diese Straße sieht so aus wie eine Autobahn, fühlt sich an wie eine Autobahn, ist geteert wie eine Autobahn, ist aber Gott sei Dank KEINE Autobahn!!! Obwohl 110 – 130 km/h hier kein Problem darstellen würden, halten sich die Autofahrer diszipliniert an die vorgeschriebenen 70 km/h und fahren mit großem Abstand an uns vorbei. Es herrscht hier auch nicht viel Verkehr… Gut, wir kommen schnell voran und spulen Kilometer um Kilometer auf perfekt geteertem Asphalt ab… Heute wollen wir einmal einen Badetag einlegen, daher gilt es, schnell in Otranto anzukommen!


Das Bild der vertrockneten und teils verbrannten Olivenbäume setzt sich fort…

In der ersten Ortschaft nach Lecce, Vernole, bewundern wir etwas belustigt die im Süden allseits beliebte Straßen- und Platzbeleuchtung.



Zwischen Vernole und Melendugno radeln wir mutterseelenallein auf tadellos asphaltierten, einsamen Nebenstraßen.




Zwischen den Orten Melendugno und Borgagne ist die Straße wieder etwas breiter, aber ebenso verlassen, wie die Nebenstraßen zuvor.


Von Borgagne auf dem Weg nach Südosten folgend, sieht die Gegend so aus: bewässerte Olivenhaine und Trockenmauern soweit das Auge reicht…


Cirka 8 Kilometer vor Otranto gibt es zwei Salzseen, denen wir uns auf einer groben Schotterstraße von Westen nähern. Wir lachen über das imposante Eingangstor mit großem Schloss und die beiden niedrigen Mäuerchen rechts und links daneben, die man mit einem Schritt leicht überwinden kann. Wahrscheinlich hatte der Besitzer kein Geld mehr für den geplanten Zaun. Fakt ist: Die Süditaliener lieben stattliche Eingangsportale.



Hier noch ein nettes Exemplar. Ich hätte hunderte, noch viel schönere davon fotografieren können!

Der Radweg westlich des Sees „Alimini Grande“ ist zauberhaft! Den See haben wir leider nicht erblickt, obwohl wir so nah dran waren… Vielleicht auch ein Grund, um noch einmal nach Apulien zu kommen??








In einem Lokal in Otranto trinke ich den typischen „Caffé Leccese“.
Wenn es heiß ist, gibt es eine besondere Eiskaffee-Spezialität in Apulien: der Caffè leccese, der Kaffee nach Lecce-Art. Eine salentinische Kaffeespezialität, die es auch in anderen Teilen Apuliens gibt und gerne getrunken wird. Sie besteht aus Kaffee, Eiswürfel und Mandelmilch und wird daher manchmal auch genauso genannt: „caffè con ghiaccio con latte di mandorla“. Die Mandelmilch – die mehr Mandelsirup ist – dient dabei als Süßungsmittel. Es ist kein zusätzlicher Zucker nötig, da die Mandelmilch süß genug ist (https://www.puglia.plus/apulische-gerichte/caffe-leccese-eiskaffee-aus-dem-salento/).


Wir ergattern ein relativ günstiges Zimmer (70,-€ ohne Frühstück) in Zentrumsnähe im Hotel Pineta Verde, duschen uns und brechen gleich wieder auf, um an einem schönen Strand den Nachmittag verbringen zu können. Ein Tipp vom Rezeptionisten und ein bisschen Zufall bringen uns in die Gegend südlich von Otranto in Sichtweite zum Leuchtturm, dem östlichsten Punkt Italiens.
Ein Schranken und ein Tor versperren uns die Weiterfahrt auf dem breiten Schotterweg und so nehmen wir die schmälere, unwegsamere Variante. In der Ferne sehen wir zahlreiche Boote in einer Bucht und gehen davon aus, dass es dort ein schönes Plätzchen geben muss und steuern darauf zu. Der Weg ist holprig, steinig und eher für Fußgänger gedacht, aber wunderschön!!!





Wir erreichen eine lauschige Bucht mit glasklarem Wasser und einem netten Lokal, sowie freien Liegestühlen. Harald richtet sich schon für ein Schläfchen ein… Vorher lässt er sich aber noch zu einem Sprung ins Wasser überreden.





Mit einem Spritz Aperol lassen wir es uns in der hübschen Bar gut gehen…








Bei der Rückfahrt über die PKW-taugliche Schotterstraße und dem vermeintlich versperrten Eingangsportal erfahren wir erst den Namen der Bucht (Baia delle Orte) und auch, dass die Durchfahrt durch das Tor grundsätzlich erlaubt gewesen wäre.





Bei der Rückfahrt durch die Stadt stoßen wir unvermeidlich auf das imposante Aragonen-Kastell, das herrschaftlich auf einem sanften Hügel thront.





In der malerischen Altstadt von Otranto entdecken wir eine Mosaikwerkstätte mit angeschlossenem Geschäft. Genau das Richtige für mich als Werklehrerin und ich frage die Geschäftsinhaberin, ob ich fotografieren darf, um vor allem die entzückenden Eulen in Erinnerung zu behalten. Ich bekomme die Erlaubnis und lasse mich auch gerne in ein Fachgespräch über verschiedene Techniken der Mosaikkunst verwickeln. Zum Abschied macht Harald noch ein Foto von den beiden netten Inhabern und mir.




Gegenüber des Mosaikgeschäftes an der Piazza Basilica befindet sich die Kathedrale Santa Annunziata (italienisch: Duomo di Otranto / Basilica Cattedrale di Santa Maria Annunziata) aus dem 12. Jahrhundert.

Im Oktober 1980 wurde die Kathedrale von Papst Johannes Paul II. offiziell besucht. Das Kirchengebäude entstand etwa zwischen 1080–1088. Die Grundfläche beträgt 54 Meter × 25 Meter. Das Fundament besteht unter anderem aus 42 Säulen über einer Ruine eines Bauwerks der Messapier sowie eines frühchristlichen Sakralbauwerks. Ein großes Mosaik aus dem 12. Jahrhundert mit einer Fläche von 57 × 28 m = 1596 m² befindet sich vollflächig auf dem Boden des Gebäudes. Der Künstler war ein Mönch namens Pantaleon. Er galt in seinem Heimatkloster San Nicola di Casole als jemand, der es versteht, die griechischen und nordischen Mythen zu deuten und ihren geheimnisvollen Beziehungen zu den christlichen Geschichten und Gleichnissen eine künstlerische Gestalt zu geben. Insgesamt sind in diesem Mosaik über 700 einzelne „Geschichten“ miteinander verwoben. Darunter ist eine Darstellung des König Artus, einer literarisch in Britannien angesiedelten Sagengestalt des späten 9. Jahrhunderts, überliefert in der höfischen Literatur des 12. Jahrhunderts (https://de.wikipedia.org/wiki/Santa_Annunziata).
Ich persönlich finde die Geschichte der Märtyrer von Otranto sehr interessant…
Märtyrer von Otranto: In der Kathedrale sind die Reliquien der 800 Märtyrer von Otranto († 11. August 1480) aufbewahrt, die 2013 heiliggesprochen wurden. Weitere Reliquien dieser Märtyrer befinden sich in Neapel und in Venedig. Als die Türken im Jahre 1480 Otranto eroberten, stellten sie die Bewohner vor die Wahl, entweder ihrem christlichen Glauben abzuschwören oder zu sterben. 800 männliche Einwohner zogen den Tod durch Enthauptung vor (https://de.wikipedia.org/wiki/Santa_Annunziata).








Nach der netten Stadtbesichtigung haben wir uns ein gemütliches Abendessen bei Sonnenuntergang inklusive „Bodenheizung“ redlich verdient.




Ein Sonnenuntergang von einem wirklich bezaubernden Ort, gewidmet meinen Kindern Marie und Gianni, die in meinem Herzen immer mit dabei sind… Vielleicht kann ich sie ja eines Tages doch überreden eine Etappe mit mir zu radeln…









Romantische Abendstimmung am Lungomare degli Eroi…





Ein Abschlussgetränk in einer garnicht typisch italienischen Bar, dafür aber mit perfektem Ausblick auf die Piazza. Wir machen etwas garnicht Achtsames und beurteilen die vorbei schlendernden Menschen nach ihrem Aussehen und haben jede Menge Spaß dabei… Man beachte: Wir sind immer noch im Rad-Outfit und das unter tausenden top-gestylten Italienern…


BUONA NOTTE!!
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