7. Tag: Maratea – Palinuro, 73 km, 1040 Hm

Wir verabschieden Michele, unseren Unterkunftgeber in Maratea, vor seinem Souvenier-Shop!

Vor unserer Abfahrt gibt‘s noch Cappuccino und Brioche auf einem der typisch bemalten Keramik-Tische… Man beachte die bunten Häuser von Maratea im Hintergrund!

Auf einer steilen Abfahrt über eine schön gepflasterte Straße geht es aus der Stadt Maratea hinaus… Es hat geregnet und der Untergrund ist ein bisschen rutschig, deshalb schiebt Karin lieber ihr Rad.

Heute ist eine Fahrt zur Christus-Statue nicht unbedingt empfehlenswert, da der Gipfel des Monte Biagio ganz in Wolken verhüllt ist. Gott sei Dank waren wir gestern oben!! Auf der SS18, kurz nach Maratea geht Karin aufs Klo. Als sie zurückkommt, werde ich bereits von zwei netten Radfahrern umschwärmt: Antonio aus Sizilien und Cono aus Maratea! Beide sind perfekt gestylt, wie alle Radfahrer in Italien. Wir plaudern und scherzen ein wenig, bevor wir unsere Fahrt fortsetzen…

Kurz darauf begegnen wir einer voll beladenen Radfahrerin, instagram/bechetmaude aus Frankreich, die bereits eine sehr lange Reise von Marokko über Frankreich nach Italien hinter sich, aber auch einen richtig weiten Weg noch vor sich hat. Sie erzählt mir, dass sie über Sizilien nach Tunesien möchte und von dort wieder zurück nach Frankreich. Pro Tag fährt sie um die 50 Kilometer und übernachtet meistens im Zelt, was ich auch gerne mal versuchen möchte…

Die Küste von Maratea ist für Radfahrer ein Genuss und zumindest Ende Oktober ist hier fast kein Verkehr. Der Tunnel ist gut beleuchtet und nicht allzu lang!

In Acquafredda geht es ein Stückchen bergauf…

Nördlich von Acquafredda rückt der Apennin mit seinen Kalkstein-Formationen immer weiter zur Küste heran und die Straße schlängelt sich wunderschön hoch über dem Meer entlang. Wir blicken zurück auf die dunklen Strände von Acquafredda.

Südlich von Sapri hängen die Kalkfelsen regelrecht ins Meer. Hier gibt es gerade Bauarbeiten, doch mit dem Rad kommen wir überall leicht durch. Die Bauarbeiter freuen sich über zwei Ladies am Rad!! Wir winken und genießen die herrliche Abfahrt, die den Felsen durchschneidet und schon von Weitem zu erkennen ist.

Der Streckenabschnitt kurz vor Sapri mit den stämmigen, alten Pinien gefällt uns besonders gut! Die Sonne scheint, der Wind kommt kontinuierlich von hinten und wir lassen die Räder einfach rollen. Herrliches Fahrvergnügen!!!

In Sapri weht ein starker Wind, der die Wellen aufpeitschen lässt.

Die schöne Parkanlage in Sapri direkt am Meer mit den alten Eukalyptusbäumen spendet im Sommer bestimmt guten Schatten. Karin muss wieder als Fotomodell herhalten…

Der Strand, ein verfallenes Gebäude und das Observatorium von Sapri…

Zwischen Sapri und Villammare genießen wir ein kurzes Stück Radweg…

Eine ansprechende Galerie bzw. ein Kunsthaus befindet sich nördlich von Sapri direkt am Straßenrand der SS18.

Die schon bekannte SS18 ist hier teils mit einem schmalen Seitenstreifen versehen, teils fehlt dieser Streifen aber. Daher ist sie bei starkem Verkehr nicht sehr angenehm zu befahren… Wir haben Glück, es ist nicht sonderlich viel los… Die Ortschaft Capitello liegt auf unserem Weg.

In Policastro Bussentino legen wir eine Mittagspause auf einer Bank vor einem Lebensmittelgeschäft ein. Die Panini schmecken soooo köstlich!!! Wir genießen und beobachten das rege Treiben auf der Straße inklusive Rad fahrender Polizistin, die versucht, ein bisschen Ordnung in das Chaos zu bringen…

In Scario stechen mir vor allem die schönen Blumen und die fast reifen Orangen ins Auge!!

Von Scario geht es für sieben Kilometer bergauf bis zu dem Dorf San Giovanni a Piro. Karin hängt sich in den Windschatten eines knackigen Radfahrers aus Norditalien. Ich sehe die beiden nur noch von Weitem und keuche hinten nach… Zwischenzeitig regnet es richtig stark, aber als wir endlich den Schriftzug „San Giovanni a Piro“ erreichen, reißt der Himmel auf und wir haben das Gefühl, die Sonne scheint nur für uns!!

Seit 1991 ist der Ort San Giovanni a Piro Bestandteil des Nationalpark Cilento und Vallo di Diano sowie Mitglied der Costiera Cilentana. Zwischen dem Santuario di Pietrasanta und dem nahe gelegenen Dorf San Giovanni a Piro liegt der Aussichtspunkt Ciolandrea. Von dort aus sieht man bis zur Vulkaninsel Stromboli. Das Dorf hat drei Kirchen und eine ruhige, wenig befahrene Altstadt. Im Sommer gibt es in der Piazza Giovanni Paolo Attraktionen, beispielsweise jeden Dienstag einen Wochenmarkt (https://de.wikipedia.org/wiki/San_Giovanni_a_Piro).

Oberhalb von San Giovanni a Piro am höchsten Punkt vor unserer Abfahrt ziehen wir uns alles an, was noch irgendwie trocken ist… Hier blühen ganz viele Alpenveilchen.

Wunderschöne Abfahrt in Richtung Lentiscosa

Zunächst scheint Lentiscosa ein ganz normales Dorf zu sein…

Bei der Durchfahrt überkommt uns ein mulmiges Gefühl, weil die Ortschaft sehr heruntergekommen ist und einen äußerst ärmlichen Eindruck auf uns macht. Vor lauter Angst mach ich nur wenige, und leider nicht sehr aussagekräftige Fotos im Vorbeifahren…

Zwischen Lentiscosa und Marina di Camerota liegt eine herrliche Abfahrt mit wunderschönen Serpentinen!

Weiter geht‘s nach Marina di Camerota!

In Marina di Camerota beginnt die Costa del Mito, ein sehr schöner Küstenabschnitt! Für Wanderer, Badeurlauber und Taucher ist es hier bestimmt auch sehr interessant… Wir befinden uns auf der Via Silente, einem offiziell ausgeschriebenem Radwanderweg (Percorso cicloturistico).

Auf der Via Sirene radeln wir zunächst etwas ins Landesinnere und an zahlreichen Zypressen vorbei. Bei Zypressen denke ich immer an meine Freundin Claudia…

Die Straße macht wieder einen Schwenker zur Küste und führt uns an schönen Stränden und Kalkstein-Formationen vorbei. Der Felstunnel mit der „Zipfelmütze“ obendrauf ist ein Highlight!

Rechter Hand liegt ein langes und senkrecht aufragendes Felsenband aus Kalkstein. Zu unserer Linken gelangt man über schön angelegte Stege zum ewig langen Sandstrand südlich von Palinuro.

Endlich erreichen wir Palinuro, unser heutiges Etappenziel! Das Capo Palinuro ist wegen seiner vielen Grotten und schönen Strände im Sommer ein beliebtes Touristenziel.

Palinuro ist der bekannteste Badeort im Cilento und auch ein beliebtes Ziel für Taucher. Dies dank seiner sauberen kilometerlangen Sandstrände mit kristallklarem Wasser. Landschaftlich sehr interessant ist der Strand vom „Arco Naturale“. Hier sehen sie einen natürlichen Felsbogen. Man Blickt auf den „Coniglio“, eine kleine Insel in Form eines Kanninchens. Die wahrscheinlich schönste Bucht ist die „Baia del Buondormire“. Hier wartet auf den Besucher eine Reise in ein traumhaftes karibisches Flair. Der kleine malerische Hafen lädt mit seiner blütenreichen Vielfalt zum Träumen ein. Palinuro bietet viele Freizeitaktivitäten an. Wahrscheinlich die Schönste ist aber die Bootsfahrt zu den Meeresgrotten. Hier, wo Traum und Realität ineinander übergehen, läuft die Cilento-Küste zu seiner landschaftlichen Höchstform auf. Das Leben im Einklang mit der Natur erzeugt eine unbeschwerte Atmosphäre. Aus dem kristallklaren Meer erheben sich imposant und steil die Kalkfelsen. Märchenhafte Buchten und kleine Sandstrände reihen sich an der kompletten Küste entlang. Ortstypische Häuser, die nicht störend ins Auge fallen, sondern mit der Natur verschmelzen, verzaubern jeden Besucher.
Ein Reichtum der Natürlichkeit, unversehrte Buchten, jahrhundertalte Olivenbäume, steile Klippen über dem Meer, gewaltige und geheimnisvolle Meeresgrotten. Über 30 dieser Grotten liegen um das Kap von Palinuro. Hier wurden steinzeitliche Utensilien und Werkzeuge, aber auch Fossilien diverser Tiere entdeckt. Schon vor vielen Jahren begannen die Fischer damit, Touristen auf Ihren Booten mitzunehmen, um ihnen die eindrucksvollen Meereshöhlen zu zeigen. Heute kann man einen professionell begleiteten Ausflug buchen, indem die 5 schönsten Grotten und diverse Buchten angefahren werden, dabei werden alle geschichtlichen Hintergründe ausführlich erklärt. Unendliche Geschichten und Legenden ruhen auf diesem verträumten mysteriösen Ort. So trägt Palinuro seinen Namen durch den Schiffbruch eines unglücklichen Steuermanns des Aeneas. Dieser segelte nach Vergil durch die Weltmeere. Sein Begleiter Palinurus schlief am Steuer ein und musste deshalb in Palinuro am Strand beerdigt werden. Die Geschichte von Palinuro ist voller Legenden und Mythen. Außer der Sage des eingeschlafenen Seemanns gibt es noch die Theorie der Name des grünen Kaps leite sich aus dem griechischen „Palinouros“ ab: palin (neu) und ouros (Wind). Palinuro wäre also letztlich eine Bezeichnung für die Wendungen des Sturms.  Und tatsächlich wird das Kap oft von ungestümen schweren Stürmen heimgesucht; und es ist daher wahrscheinlich, dass der Name von den griechischen Seglern in der Antike vergeben wurde. Und noch heute ist dieses Phänomen in Palinuro sichtbar. Das Kap sieht aus der Luft aus, wie eine Hand mit 5 Fingern. Am äußersten Punkt von Palinuro kommt es zu starken Winddrehungen. Warscheinlich waren die Segler in antiken Zeiten froh, wenn sie das Kap von Palinuro hinter sich gelassen hatten. An dieser Spitze sieht der Felsen aus, wie eine schreiende Fratze. Die Fischer nennen dieses Gesicht „der Schrei von Palinuro“.
Bereits in der Steinzeit lebten erste Menschen am Kap von Palinuro. Bei einer Besichtigung der Meeresgrotten sieht man in den Felsen Versteinerungen von Knochen.
Eine erste Zivilisation in Palinuro bezeugen die archäologischen Funde vor Ort  aus dem vierten und sechsten Jahrhundert. Auch im Ortsteil „Saline“ wurden im Jahre 1933 an der Küste diverse Münzen ausgegraben, die heute im Museum zu bewundern sind. Palinuro entstand auf dem Hügel „Molpa“. Auf der flachen Kuppe des 140m hohen Berges findet man die Überreste einer alten Stadt. Von dem einstigen Palinuro bleiben heute lediglich zwei Ruinen: die Burg und die Pfarrkirche St. Julian. Die alte Festung war in der Geschichte mehrfach in den Gotenkriegen zerstört worden und wieder aufgebaut. Zuletzt nahmen 1464 die Sarazenen Piraten das alte Palinuro ein. Von diesem letzten Schlag erholte sich der Ort nicht. Überlebende flüchteten in nahe liegende Kloster und gründeten die Städte „Centola“ und „San Severino“.  Durch den Fluss Mingardo und den Berg Bulgheria leben die Bewohner strategisch geschützt, zudem bietet das milde Klima und das fruchtbare Land einen optimalen Lebensraum. 1656 werden die Ortschaften von Palinuro von der Pest heimgesucht, welche die Bevölkerung von drastisch dezimierte. Es folgen viele weitere Schlachten gegen Byzantiner, Normannen und Spanier, bis zu den Unruhen von 1828 der Cilentani gegen die Tyrannei Bourbon.
Als heutige Zeugen antiker Zeiten dominieren noch immer die Sarazenentürme die Küste. Das Schloss „Molpa“, der „ Kaninchenfelsen“, die Bucht „Buon dormire“ mit seinen abfallenden Felsen nehmen den Besucher mit auf eine Reise durch die Zeit und seine Mythen.
Das Herrenhaus „Rinaldi“ gehörte dem Fürstentum von Centola und Marquis Pisciotta „Pappacoda“ bis zum Ende 700. Danach ging es in den Besitz der Familie Rinaldi. Im Jahr 1814 lebte der König von Neapel (Kusin von Napoleon) Gioacchino Murat in diesem Gebäude, er hielt sich in Palinuro auf, um die Küste zu inspizieren, um sie vor Angriffen zu stärken.
Palinuro, so wie wir es heute kennen ist ein junger Küstenort, beliebt durch seine herrlichen Strände und die Schönheit der Natur. Er entstand mit dem Bau des Leuchtturms 1936, der als militärische Wetterstation diente. Somit entstand ein neues Palinuro an der Küste, durch die Ansiedlung von Arbeitern.
Antike Zeitzeugen im jungen Stadtzentrum von Palinuro sind die Kirche „Santa Maria di Loreto” in der Piazza und der Brunnen an der Stiege, der Ende des 17. Jahrhunderts erbaut wurde (http://www.cilentoimurlaub.de/palinuro.html).

Palinuro ist eine von Tourismus geprägte Stadt ohne wirklich schönem historischen Stadtkern… Sie ist, genauso wie San Giovanni a Piro, Teil des Cilento Nationalparks. Heute ist Halloween und es gibt ein lautes Kinderfest im Zentrum. Leider sind Ende Oktober viele Cafes und Bars, aber natürlich auch die meisten Unterkünfte und Hotels geschlossen.

Wir werden aber, wie jeden Tag auf dieser Reise, vom Glück verfolgt und steuern direkt auf das scheinbar einzige, geöffnete Hotel im ganzen Ort zu. Das ****Hotel Santa Caterina! Für ein VierSterneHotel ist es mit 90,- relativ günstig, hat aber in Wirklichkeit den Standard eines ***Hotels… Auf der genialen Aussichtsterrasse (inklusive Sonnenuntergang für Marie und Gianni…🥰) gönnen wir uns einen, nein zwei KÖSTLICHE Aperitivi. Diese haben es aber so richtig in sich!! Der Tag endet hier, denn danach kann ich mich an nichts mehr erinnern…🙈

BUONA NOTTE!!!

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