8. Tag: Palinuro – Ascea, 23 km, 410 Hm, Zugfahrt: Ascea – Neapel

Im Hotel Santa Caterina in Palinuro lassen wir uns das im Preis inbegriffene Frühstück nicht entgehen. Vom Speisesaal hat man einen schönen Blick bis zum Yacht- und Fischerhafen von Palinuro.

Die nette Rezeptionistin vom Hotel erweist sich als gute Fotografin…

Auf der Strada Regionale 447 Raccordo geht es nördlich von Palinuro lange eben dahin. Wir befinden uns bereits im Gemeindegebiet von Pisciotta, wo es bald bergauf geht…

Die ruhige und sich romantisch dahin schlängelnde „Via Silente“ bringt uns über einige Höhenmeter bis nach Pisciotta.

Das mittelalterliche Dorf Pisciotta liegt malerisch auf einem Hügel hoch über dem Meer.

Im Zentrum, wo regionale Bauern ihre Ware anbieten, herrscht reges Treiben.

Bei diesem Keramikgeschäft kann ich mich nicht zurückhalten und kaufe einen riesigen und natürlich auch schweren Salzspender, der gerade noch in eine meiner Packtaschen passt.

In Pisciotta würde ich gerne für eine Nacht bleiben, weil der Ort auf mich einen sehr netten Eindruck macht. Wir haben jedoch gerade einmal zehn Kilometer zurückgelegt und müssen daher schauen, dass wir weiterkommen…

Die Bergstraße bleibt ruhig und beschaulich…

Linkes Bild: Karin ist von den Eisentoren der Hauseinfahrten beeindruckt. Hier ein Modell in Blau…

Rechtes Bild: Bei manchen Hausbesitzern fehlt augenscheinlich das Geld oder vielleicht auch der Wille zur Renovierung des Gebäudes…

Bis zum Schrottplatz hat es dieses Auto nicht mehr geschafft und verbleibt vermutlich für immer im Olivenhain…

Lange geht es auf der Anhöhe dahin, bis wir zu einer sehr steilen und schlecht asphaltierten Abfahrt kommen. Diese wird furchteinflößend mit Schildern angekündigt und darf offiziell von Autos nicht befahren werden. Um diese Vorschriften kümmert sich hier jedoch anscheinend niemand, da uns ein paar Autos entgegen kommen… In Wirklichkeit ist diese Abfahrt auch garnicht schlimm; die Bremsen sollten bestenfalls gut funktionieren! Wie oft haben Harald und ich im Süden Italiens schon Fahrverbotstafeln ignoriert, die das vermeintlich Schlimmste ankündigten und dann gab es in Wahrheit nichts, wirklich nichts, was uns bei der Fahrt behindern hätte können!!

Nach diesem kleinen Hindernis fahren wir durch schöne, aber auch verwahrloste Naturlandschaft, wo alte Brückenpfeiler einfach stehen gelassen werden und wo Müll neben der Straße entsorgt wird. Zur Erinnerung: Diese Gegend kennt man unter der Bezeichnung „Parco Nazionale Cilento“…

Nach einem weiteren Anstieg und einer schönen Abfahrt nähern wir uns der Stadt Ascea und der Nachbargemeinde Elea, die (auch) durch ihr besonders gutes Olivenöl bekannt sind. Und tatsächlich ist die Gegend voll mit Olivenbäumen….

In Ascea angekommen, frage ich nach Auftrag von Karin einen älteren Mann durch den Gartenzaun, ob er eventuell Olivenöl zu verkaufen hätte. Der Arme ist gerade dabei, seinen Vorhof zu kehren, erklärt sich aber sofort bereit, uns eines aus seinem Keller zu holen. Auf der Straße wird der Handel abgeschlossen und Karin ist überglücklich mit ihrem erstandenen Olivenöl aus Elea!!

So einen üppigen Granatapfelbaum hätte ich auch gerne im Garten stehen!!

Zwischen Ascea und Marina di Ascea befindet sich dieser wunderschöne Park mit uralten, knorrigen Olivenbäumen. Es ist ein magischer Ort!!!

Danach geht es weiter bergab nach Marina di Ascea…

Unser Plan ist es, von Ascea bis Agropoli mit dem Zug zu fahren, um nicht an der extrem abgelegenen Cilento-Küste, die zwischen Ascea und Agropoli liegt, vom schlechten Wetter überrascht zu werden. Ab Agropoli hätten wir immer die Möglichkeit in einen Zug einzusteigen, falls ein Gewitter aufzieht… Da unser Zug erst in zwei Stunden losfährt, nützen wir die Gelegenheit und besichtigen die Ausgrabungen der antiken, griechischen Hafenstadt Elea.

Im Zug von Ascea nach Agropoli bekommen wir von einem fahrenden Gitarrenspieler, der sich so ein wenig Geld verdient, auf Wunsch „La Canzone del Sole“ vorgetragen. Das ganze Abteil singt lautstark mit (oder bin es doch nur ich??) und freut sich über diese herzerwärmende Darbietung!!

In Agropoli regnet es in Strömen und wir beschließen, unsere Radreise wegen Schlechtwetter abzubrechen und mit dem Zug weiter nach Neapel zu fahren. Am Bahnhof „Napoli Centrale“ machen wir uns gleich in der Nähe auf die Suche nach einer Unterkunft. Ich frage den Barbesitzer Bruno nach der Adresse des B&B, das wir in Aussicht hatten. Bruno hat allerdings andere Kontakte und schlägt uns eine angeblich passende Unterkunft vor. Wir folgen ihm raschen Schrittes, denn Bruno hat es eilig, um den Häuserblock in dem eher fadenscheinigen Viertel. Im Innenhof eines verwahrlosten Gebäudes sperren wir unsere Räder ab, Bruno nimmt 20 Cent aus der Tasche und gibt sie mir. „Per l‘ascensore“ (Für den Aufzug), meint er und schon geht es in einem circa halben Quadratmeter großen Münzen-Lift in den heruntergekommen dritten Stock. Bruno nimmt die Treppe, denn zu dritt wäre es mit unseren Taschen zu eng. Wir haben die volle Gaude im Lift und vermuten, dass die Verhältnisse in Neapel eben so seien… In der Wohnung angekommen möchte Bruno gleich das Finanzielle geregelt wissen und wir geben ihm dummerweise unsere Pässe und 100,-€. Als er uns das Zimmer zeigt, das eine dunkle, kleine Kammer mit einem Doppelbett darstellt, kommt uns aus dem ekeligen Bad ein unerträglicher Kanalgestank entgegen. Wir bestehen auf ein anderes Zimmer. Das bekommen wir, aber das Radproblem ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht gelöst. Ein versperrbarer Raum für die Räder ist unbedingt notwendig! Unsere Taschen bleiben in dem halbwegs annehmbaren kleinen Zimmer und wir folgen Bruno im Laufschritt aus dem Gebäude. Wie gesagt, Bruno hat es eilig und ist mittlerweile mit seiner Geduld am Ende. Er flucht auf Neapoletanisch vor sich hin und hält noch immer das Geld und unsere Reisepässe in der Hand. Wir erreichen eine öffentliche Tiefgarage in dem Afrikaner-Viertel am Bahnhof, dessen Besitzer Bruno anscheinend kennt. Mit ihm verhandelt er sichtlich genervt über unsere Räder, doch der Tiefgaragenbesitzer hat keinen adäquaten Raum anzubieten. Wir könnten die Räder in eine Ecke der frei zugänglichen Garage stellen, aber das lehnen wir vehement ab und sind uns einig, dass die Unterkunft (nicht nur) wegen dem Radproblem nicht die passende ist. Auf die Gefahr hin, dass Bruno ausrastet, geben wir ihm zu verstehen, dass wir sein Zimmer nicht wollen. Völlig entnervt und fast schon wütend gibt er uns die Pässe und das Geld wieder zurück und übergibt uns auch den Schlüssel der Wohnung, damit wir alleine unsere Taschen holen und verschwinden können. Er hat keine Zeit mehr und muss zurück in seine Bar! Wir hinterlassen den Schlüssel im Postkasten und sind heilfroh, dass diese Geschichte gut ausgegangen ist…

Zwei Blöcke weiter finden wir ein wunderbares ***Hotel mit einem für unsere Verhältnisse überdimensionierten Schlafraum, schönem Badezimmer und herrlichem Blick auf den Vesuv. Wir können unsere Freude und unser Glück gar nicht fassen!!! Auch die Räder haben sogar in dem riesigen Zimmer Platz! Wir beschließen, zwei Nächte hier zu bleiben und Neapel unsicher zu machen.

Zunächst streifen wir durch die berühmte Spaccanapoli, die typisch neapoletanisch-chaotische Durchzugsstraße, wo sich die Touristen durchschieben und Graffitis nicht nur auf Hauswände gesprüht werden. Angeblich weint man als Tourist in Neapel zweimal, nämlich bei der Ankunft und bei der Abreise; wahrscheinlich weil‘s einerseits so chaotisch, aber auch so schön ist… (siehe Plakat über der Straße).

Dem Besucher wird sofort klar, dass es vor kurzem ein besonderes Fußball-Ereignis gegeben haben muss, da überall Fuẞball-Banner, Porträts der Spieler der SSC Napoli und blau-weiße Fahnen die Straßen schmücken.

04. 05. 2023 – Die SSC (Societá Sportiva Calcio) Napoli hat sich am 33. Spieltag der Serie A zum dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte die Meisterschaft gesichert. Die Süditaliener sind nach dem 1:1-Unentschieden gegen Udinese Calcio rechnerisch nicht mehr vom Thron zu stoßen. „Maskenmann“ Victor Osimhen erzielte den goldenen Treffer zum Scudetto (52.), nachdem Udinese zuvor durch Sandi Lovric in Führung gegangen war. Als Victor Osimhen und Co. endlich das Erbe des großen Diego Maradona antraten, brachen in der Arena von Udine alle Dämme. Völlig euphorisiert stürmten die Fans der SSC Neapel den Platz, tätschelten die Glatze von Erfolgstrainer Luciano Spalletti und rissen ihren Helden die Kleider vom Leib. 33 Jahre nach Maradona ist Napoli wieder italienischer Fußball-Meister – und der Jubel kannte keine Grenzen. „Wenn man die Neapolitaner glücklich sieht, bekommt man ein Gefühl für die Freude, die sie empfinden“, sagte ein sichtlich gerührter Spalletti bei DAZN: „Diese Menschen werden auf diesen Moment schauen, wenn das Leben schwer wird, sie haben jedes Recht, so zu feiern. Man fühlt sich ein bisschen entspannter, wenn man weiß, dass man ihnen diesen Moment des Glücks geschenkt hat.“ Durch ein hart erkämpftes und letztlich schmuckloses 1:1 (0:1) bei Udinese Calcio gewannen die Süditaliener am Donnerstag den so lange ersehnten Scudetto. Napoli kann fünf Spieltage vor Schluss nicht mehr vom ersten Platz der Serie A verdrängt werden und feierte den dritten Titel nach den beiden Meisterschaften der Maradona-Ära (1987 und 1990) (https://www.eurosport.de/fussball/serie-a/2022-2023/ssc-napoli-gewinnt-erste-meisterschaft-seit-33-jahren-maskenmann-victor-osimhen-macht-sich-unsterbli_sto9590944/story.shtml).

Die SSC (Societá Sportiva Calcio Napoli) gibt es seit 1926 und ihr Fanclub nennt sich auf Facebook „Figli del Vesuvio (Kinder des Vesuvs) 1926“.

Wie nicht zu übersehen ist, hat Neapel ein gravierendes Müllproblem…😭

Wir beobachten Menschenmassen, die bei der angeblich besten Pizzeria von Neapel „Da Michele“ Schlange stehen. Leider sind wir schon zu müde, um uns anzustellen…

Ein originales SSC Napoli-Bier rundet diesen ereignisreichen und anstrengenden Tag gut ab und wir fallen müde in unser SCHÖNES Bett!!

BUONA NOTTE!!!

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