4. Tag: Ruhetag in Matera

Nach einem gepflegten Höhlenfrühstück in unserem Hotel „Antico Convicino“ im Viertel Sasso Caveoso brechen wir zu einer geführten Stadtbesichtigung auf. Am Bild links oben erkennt man eine der typischen Belüftungsrosetten, die hier überall in die Hausmauern eingearbeitet sind und allerorts als Souvenirs verkauft werden.

Eine Führung durch die „Sassi di Matera“ ist auf jeden Fall empfehlenswert!

Matera: Der historische Teil von Matera ist in die Stadtviertel Sasso Barisano und Sasso Caveoso aufgeteilt. Die Höhlensiedlungen der Umgebung sind ein außergewöhnliches Beispiel im mediterranen Raum. Das bereits seit der Jungsteinzeit besiedelte Gebiet kann als eine der ältesten Städte der Welt genannt werden. Die Stadt Matera wurde vom römischen Konsul Lucius Caecilius Metellus 251 v. Chr. als Matheola gegründet. Nach der griechischen, römischen, langobardischen und byzantinischen Geschichte, die Matera mit ganz Süditalien teilt, verwüsteten im Jahr 938 Sarazenen den Ort. Er kam 1043 unter normannische Herrschaft, wurde Königssitz und gelangte so zu beträchtlichem Reichtum. Diese Blüte setzte sich unter der anschließenden Herrschaft der Staufer und Anjou fort, 1270 wurde die Kathedrale von Matera fertiggestellt. In den nächsten Jahrhunderten wurde Matera von lokalen Adeligen beherrscht. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt am 12. September 1943 nach dem italienischen Waffenstillstand mit den Alliierten von deutschen Truppen besetzt. Am 21. September erhob sich die Bevölkerung gegen die Besatzungstruppen, dabei wurden 26 Einwohner Materas von Angehörigen des Fallschirm-Jäger-Regiment 1 getötet. Mitte des 20. Jahrhunderts galt es als Kulturschande, dass in Italien Menschen immer noch in Höhlen ohne Strom und fließendes Wasser lebten. 1948 lebten in 3300 Räumen 15.000 Menschen, als die Stadt von der Malaria heimgesucht wurde. Carlo Levis Erinnerungsbuch Christus kam nur bis Eboli (1944) und der gleichnamige Film von Francesco Rosi (1978) machten die katastrophalen hygienischen Zustände weltbekannt. So wurden die Bewohner in den 1950er und 1960er Jahren in neugebaute Wohnblocks umgesiedelt. Sehenswert sind die Höhlensiedlungen Sassi di Matera, die in der an den steilen Felshängen des zerklüfteten Flusstales der Gravina gelegenen Altstadt Materas liegen. Die Sassi wurden 1993 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Von mittelalterlichen Chronisten wurden sie „Spiegel des gestirnten Himmels“ genannt, der Schriftsteller Carlo Levi verglich sie dagegen mit der trichterförmigen Hölle Dantes (https://de.wikipedia.org/wiki/Matera).

Die Stadt Matera wurde vom römischen Konsul Lucius Caecilius Metellus 251 v. Chr. als Matheola am Rande dieser Schlucht gegründet.

Schlucht der Gravina di Matera

Casa Grotta. So lebten die Menschen in Matera noch bis in die 60-er Jahre des vorigen Jahrhunderts, ohne Strom und fließendem Wasser.

Besichtigung der berühmten Höhlenkirche der Madonna di Idris, links unten die Chiesa di San Pietro Caveoso.

Mittagessen im Viertel Sasso Barisano

Wer in Matera Restaurants und Märkte besucht, sollte auf diese kulinarische Köstlichkeit ganz besonders achten und vor allem sie mindestens einmal in einer ihrer zahlreichen Anwendungen in lukanischen Gerichten kosten: die Peperoni cruschi – «krokante Paprikas». Ein Gemüse, das es in jeder Hinsicht in sich hat: im Geschmack, in seinen gesunden Eigenschaften, aber auch bezogen auf seine Geschichte, die wiederum exemplarisch für die Basilicata als Ganzes ist. Getrocknete Paprikas werden für wenige Sekunden im heissen Olivenöl scharf angebraten, abgetupft und dann entweder mit etwas Salz und Brot von Hand aus dem Teller fischend als knusprige Mahlzeit oder dann als geschmackvolle Zutat in einem Gericht gekocht. Typisches Beispiel für einen kaum mehr wegzudenkenden Bestandteil einer cucina povera, einfache Küche körperlich hart arbeitender ländlicher Bevölkerung (https://terramatera.com/2017/06/13/der-peperone-crusco-rotes-gold-und-knusprige-tradition/). 

Orecchiette con cime di rapa e peperoni cruschi: Ein köstliches Gericht. Leider ist die wichtigste Kom­po­nen­te in Mitteleuropa nur schwer zu finden. Es handelt sich um die „Cime di rapa“ (wörtlich „Rü­ben­spitzen)“. Deutsch Stän­gel­kohl (Brassica rapa var. cymosa, Sy­no­nym: Brassica ra­pa sylvestris). Stän­gel­kohl wird je nach Ge­gend auch Rüb­stielRappaCima di rapa oder Broc­coli raab genannt. Cime di rapa schmecken unge­wöhnlich würzig, ein wenig bit­ter. Die meisten Bit­ter­stof­fe sitzen in den größeren, dunkel­grü­nen Blättern, die man vor dem Zu­be­rei­ten deshalb ent­fer­nen sollte (https://www.mein-italien.info/kueche-der-regionen/orecchiette-cime-di-rapa.htm).

Harald wartet geduldig im Schatten, während ich mich in einem der Kunstläden Materas umsehe…

In der Casa Cisterna bekommen wir Einblick in das ausgeklügelte Zisternensystem der Sassi.

Eine Keramikwerkstatt der gehobenen Kategorie. Der Künstler holt sich seinen Rohstoff aus der nahegelegenen Gegend der Calanchi.

Nette Eindrücke in der Altstadt

Die Häkelstube von Angela, die seit 40 Jahren nichts Anderes macht als zu häkeln, befindet sich in einer der Höhlen der Sassi. Heute verkauft sie ihre Kunstwerke über die Grenzen Italiens hinaus. Soooo nett mit ihr geplaudert zu haben!!

Besichtigung des Palombaro Lungo

Eines der Hauptmerkmale, die dazu beitrugen, dass die Sassi di Matera zum UNESCO-Weltkulturerbe wurden, war das komplexe Wassersystem der Stadt, das zahlreiche unterirdische Zisternen unterschiedlicher Größe umfasste, die wie die Wurzeln eines großen Baumes miteinander verbunden sind und sich unter allen Sassi erstrecken. Die größte dieser Zisternen, die sich unter der zentralen Piazza Vittorio Veneto befindet, heißt Palombaro Lungo. In der Vergangenheit diente er als Quelle für die Wasserversorgung aller Gebäude, die sich in dem als „al piano“ bekannten Gebiet befanden, das von Familien der Mittelschicht bewohnt wurde, gleich außerhalb des proletarischen Sassi. Die Zisterne, in der Regen- und Quellwasser aus einigen der umliegenden Hügel zusammenliefen, hat Tuffsteinwände, die mit einem speziellen wasserdichten Putz überzogen sind, ist etwa 15 Meter hoch und kann ein Fassungsvermögen von etwa 5 Millionen Litern Wasser erreichen (https://www.welcometoitalia.com/de/top10-matera/der-palombaro-lungo-kathedrale-des-wassers/).

Der Blick von der Piazza Vittorio, wo wir den Palombaro Lungo besichtigen, über die Viertel Sasso Barisano und Rione Vitera zur Kathedrale.

Ein abendlicher Spaziergang durch die Altstadt mit traumhaftem Blick von der Piazzetta Pascoli aus.

Matera ist sooooo beeindruckend!! Für diese Stadt sollte man sich mindestens drei Tage Zeit nehmen!! Ein Tag war definitiv zu kurz…

BUONA NOTTE!!

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