2.Tag: Sant’Arcangelo di Romagna- Fiorenzuola di Focara, 51 km

Sant’Arcangelo

Der Morgen beginnt mit einem leichten Frühstück an der Piazza Ganganelli…

Danach treibe ich mich noch etwas am Bio-Markt herum und finde bald Gesprächspartner…

Arco dei Becchi

Hier werden jedes Jahr am 11. November, dem St. Martinstag, große Stierhörner unter den Bogen gehängt.

Dem Volksglauben nach schwingen die Hörner, wenn die „Gehörnten“, also Personen, die von ihren Partnern betrogen wurden, hindurchgehen. Selbst der treueste Ehemann bzw. die treueste Ehefrau bekommt Probleme, wenn ein kleiner Windstoß die Hörner bewegt…

Nach dem Frühstück und der ausgedehnten Konversation mit Flavio und Daria begleite ich entspannt den Fluss Marecchia auf einem schönen Schotterradweg von Sant’Arcangelo bis nach Rimini. Der Fluss hieß im Altertum Ariminus und gab so der Stadt Rimini seinen Namen.


Die Fahrt durch das Marecchia-Tal nach Rimini


Ich komme Rimini immer näher!


Rimini


RIMINI – Einst wie heute ein Badeort an der italienischen Adria mit jahrtausender alter Geschichte. Zwischen den historischen Plätzen und Gassen der Stadt tobt das moderne Leben, das Kulturliebende und Badeurlauber gleichermaßen begeistert. Im Jahr 268 v. Chr. wurde Rimini von Kolonisten gegründet, die im Auftrag des römischen Senats diesen strategisch wichtigen Platz sichern sollten. Rimini wurde von Ariminus, der heute Mareccia heißt, und einem weiteren Fluss eingerahmt, der heute unterirdisch verläuft. Die Stadt war somit nur vom Landesinneren aus angreifbar. Zur Verteidigung wurde das Montanara-Stadttor errichtet. Es wurde aus originalen Bausteinen an der heutigen Via Garbibaldi wieder aufgebaut und ist eines von vielen antiken Bauwerken in der Stadt. Federico Fellini beschrieb Rimini als „Dimension seiner Erinnerungen“, so sehr verzauberte ihn die Stadt. Fellini zu Ehren gibt es den Fellini-Park vor dem Grand Hotel, in dem er wohnte. An der Palata, der Centro Marina als Strand und Fischerhafen, hat Fellini über Ideen gebrütet. Das lebhafte Treiben der heimkehrenden Fischer am Abend ist ein sehenswertes Spektakel. Den neuen Hafen hat Fellini nicht mehr erlebt. Von der Promenade über dem Hafengelände hat man einen herrlichen Blick auf die Jachten und das Meer. Das Borgo San Guiliano war das Lieblingsviertel Fellinis. Hier zeigen die Wandmalereien der kleinen Häuschen Szenen aus seinen Filmen. Genau wie er damals gelangt man auch heute über die in den Jahren 14 bis 21 n. Chr. erbaute Tiberiusbrücke in den neueren Teil von Rimini. Das Leben in Rimini spürt man auf der römischen Piazza Tre Martiri und der mittelalterlichen Piazza Cavour, beliebten Treffpunkten für Einheimische und Gäste. Der Fischmarkt aus dem 18. Jahrhundert gegenüber des Palazzo dell´Arengo ist Standort vieler kleiner Cafés und Restaurants. Liebevoll restauriert wird das riesige Kastell Sismondo aus 1437 als Veranstaltungsort genutzt. Der Malatesta-Tempel ist ein Renaissance-Denkmal der Liebe des Herrschers Sigismondo und seiner Frau Isotta (https://www.italien.de/staedte/rimini).

Auf dem Weg ins Zentrum begegne ich im Giardino di Paolo e Francesca Simone, einem Obdachlosen aus Vicenza, der in einem dicken Buch, wie sich herausstellt in einem Lexikon, liest. Ich finde diese Kombi aus vollbepacktem Rad und schwerem Buch spannend und spreche ihn unbedarft an: „Anche tu in bici?“ („Auch du mit dem Rad unterwegs?“) Er schmunzelt und meint: „Si, ma in un modo diverso…“ (Ja, aber auf andere Art…“) Wir kommen ins Gespräch und er erzählt mir von seinem Leben und wie es zur Obdachlosigkeit gekommen ist. Seine Kindheit war nicht einfach und aufgrund von mehreren unvorhergesehenen Umständen verlor er Halt, Haus und Familie. Er trinkt keinen Alkohol und versucht seinen Geist mit dem Lexikon aktiv zu halten. Er tut mir irgendwie leid und ich gebe ihm 10,- für ein Mittagessen bevor ich meinen Weg fortsetze.

Vom Zentrum sind es noch circa 2 Kilometer bis zum Hafen von Rimini. Die Strecke führt über wunderschöne Radwege entlang von Straßen und durch Parkanlagen! Ich bin begeistert von dieser abwechslungsreichen, gepflegten und geschichtsträchtigen Stadt!

Im Gegensatz zur Altstadt präsentiert sich der Hafen und die endlose Strandpromenade mit ihren 250 Strandbädern, die sich über 50 Kilometer entlang der Küste erstrecken, sportlich und modern. Freizeitsportler, Volleyballer und Radfahrer gehen hier ihrem Hobby nach. Unzählige einheimische Flanierer in Daunenjacken versprühen die lang ersehnte „Italianitá“. Touristen sind um diese Jahreszeit und aufgrund von Corona nur spärlich anzutreffen.

Am Stadtrand von Rimini in südlicher Richtung finde ich ein schnuckeliges Lokal mit sehr guter Küche und traumhaftem Ausblick… Das Ristorante „Mosca Bianca“ kann ich sehr empfehlen!

Weiter geht’s nach Riccione auf teilweise menschenleeren Wegen…

Kleine Windkunde mit Alessandro, einem Surflehrer aus Cattolica

Nette Abwechslung – Maritime Mosaikkunst


Gabicce Mare und Gabicce Monte


Gabicce Mare ist ein italienischer Badeort an der adriatischen Riviera in der Provinz Pesaro und Urbino in der Region Marken. Der Fluss Tavollo trennt Gabicce Mare von seinem Nachbarort Cattolica und markiert gleichzeitig die Grenze zur Nachbarregion Emilia-Romagna. Auf einer Höhe von ca. 150 Meter liegt im Vorgebirge Gabicce Monte. Das Gebiet von Gabicce Monte war schon zu römischer Zeit besiedelt – dies bezeugen heutige Keramikfunde. An der Mündung des Tavollo wurde nach dem Ersten Weltkrieg ein Fischereihafen errichtet, an dem sich gegenüber den Ausläufern der Nachbarstadt Cattolica rasch die neue Unterstadt Gabicce Mare herausbildete. Dort entwickelte sich zunächst langsam eine Wirtschaft, die auf Fischfang basierte, dann aber explosionsartig durch den Tourismus angetrieben wurde, ohne dabei aber den Fischereihintergrund ganz zu verdrängen. Das Wachstum der Unterstadt führte dazu, dass 1942 das Rathaus nach Gabicce Mare verlegt wird. Der einstige Siedlungskern in Gabicce Monte wurde dadurch zum Ortsteil.


Parco Naturale del Monte San Bartolo

Der Parco Naturale del Monte San Bartolo markiert den Anfang des Hügelsystems an der Küste kurz nach den berühmten Stränden der nördlichen Adria. Die höchsten Gipfel im Park sind San Bartolo (201 m ü.d.M.) und Castellaro (197 m ü.d.M.) zusammen mit den Dörfern Casteldimezzo (195 m. ü.d.M.) und Fiorenzuola di Focara (186 m ü.d.M.). Der Park ist ein wichtiger Punkt für Zugvögel und für die Überwinterung unterschiedlicher Vogelarten. Außerdem ist dieses Gebiet auch von einem archäologischen und historischen Gesichtspunkt her sehr interessant: Zeugnisse dafür sind die Funde aus der Jungsteinzeit in Monte Castellaro, die archäologische Stätte in Colombarone an der alten Römerstraße Flaminia, die alten untergegangenen griechischen Häfen in S. Marina und Vallugola und die faszinierenden Villen und Gärten des Parks (http://www.parks.it/parco.monte.san.bartolo/Gindex.html).


Fiorenzuolo di Focara


Ausgehungert lande ich nach Sonnenuntergang im Ristorante „La Rupe“ und genieße eine herrliche Piadina col vino alla spina. Danach kaufe ich in der gegenüberliegenden Bar von Simone eine Flasche Wasser. Gilberto, 64, aus Riccione lädt mich darauf und auf noch ein Achterl ein. Wir unterhalten uns köstlich und haben richtig Spaß, sodass ich ganz vergesse, dass ich ja noch keine Unterkunft organisiert habe… Heiter und unbekümmert schiebe ich mein Rad hundert Meter weiter in die scheinbar einzige Herberge des kleinen Ortes. Wie immer habe ich Glück: Monica und Flavio haben ein Zimmer für mich frei!

Unglaubliche Gastfreundschaft im „Fiorenzuola Bed an Breakfast“ von Monica und Flavio. Grazie mille voi due!!

Toller Tag, tolle Menschen und ich bin zufrieden und überglücklich!!

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