Die Via Salaria ist entgegen den Vorwarnungen von Maurizio und Sandro nicht so stark frequentiert und auch relativ breit, sodass sie eigentlich kein großes Problem für Radfahrer darstellt. Ich bin erleichtert, denn ich hatte diesbezüglich schon Sorge… Nach wenigen Kilometern in dem Ort Villa San Giuseppe sehe ich auch schon die Beschilderung für den Radweg „Via Salaria“ und bin entzückt über die abwechslungsreiche Landschaft mit Holzbrücken, Schilf, leuchtenden Farben und die Ausläufer des Gran Sasso Massivs im Hintergrund. So geht es entspannt entlang des Flusses Tronto auf marchesischer Seite bis nach Porto Ascoli an der Adria.









Nicht immer sind die Radwege so gepflegt…


Südlich von Martinsicuro zeigt sich die „Pista Ciclabile“ in einem Tannengrün…


Bei Alba Adriatica geht die Farbe des Radwegs in ein „Blu Celeste“ über. Die Strecke verläuft über Stunden schnurgerade und ich vertreibe mir die Zeit, indem ich den Radfahrstil der Italiener analysiere… das finde ich sehr amüsant: Sie radeln oft mit Schlapfen oder Flip Flops, Fersen auf die Pedalen, Zehenspitzen nach außen, ganz ohne Druck oder Anstrengung mit durchschnittlich 10 km/h, ganz an den Rhythmus des Wellenrauschens angepasst, absolut meditativ…


In Tortoreto freue ich mich über ein paar Kurven…


Ich befinde mich an der abruzzesischen Riviera und würde sie, wie am nächsten Bild, mit einem Daumen nach oben bewerten, was den Ausbau der Radwege anbelangt.

In Giulianova fand eine Sandburgbau-Competition statt. Hier präsentiere ich das Sieger-Meisterwerk, das leider in der Nacht zuvor teilweise zerstört wurde…



Etwas Abwechslung in Giulianova mit schönem Yachthafen, Riesenrad und einer kreativen Radwegunterführung…




Der Fluss Tordino trennt die zwei Ortschaften Giulianova und Cologna Spiaggia voneinander. Auf der Brücke über den Fluss gibt es bei Schönwetter höchstwahrscheinlich einen herrlichen Blick auf die im Westen liegende Bergwelt einschließlich des Corno Grande (2912 m) als höchste Erhebung des Gran Sasso Massivs (Kalksteingebirge) und des gesamten Apennin. Leider kann ich diesen Ausblick wegen der Bewölkung nicht genießen…


Südlich von Giulianova liegt das kleine Kaff Cologna Spiaggia (Comune die Roseto degli Abruzzi). Dort lerne ich im Lokal „Salsedine“ Paola, 65 aus Rocca Priora bei Rom und Sverre, ebenso 65, aus Finnland kennen. Beide arbeiten bei der ESA (European Space Agency) und haben sich bei der Arbeit in Rom kennengelernt. Paola wird im Dezember in Pension gehen, Sverre hat noch zwei Jahre zu arbeiten. Ich finde, sie sind ein sehr interessantes und sympathisches Paar und wir unterhalten uns eine ganze Weile (natürlich auf Italienisch) über Kopernikus-Projekte, die die beiden leiten, über Saturn-Monde und Sport! Sverre hat schon bei elf verschiedenen „Ironmen“ mitgemacht, nämlich in: Nizza, Lanzarote, Elba, Schweden, Kopenhagen, Zürich, Frankfurt, Cervia, Mallorca, Singapur und beim Norseman Extreme Triathlon in Norwegen.

Eindrücke zwischen Cologna Spiaggia und Roseto degli Abruzzi…



Dieser Strand in der Nähe von Roseto degli Abruzzi eignet sich gut, um meine Drohne fliegen und mich von ihr verfolgen zu lassen, finde ich und hantiere eine Zeit lang mit ihr herum, versuche dies und das, doch das Ding verfolgt mich auch nach einem Telefonat mit Harald nicht!! Irgendwas dürfte ich wohl falsch machen und enttäuscht stecke ich sie wieder zurück in die Tasche… Dafür nutze ich diesen verlassenen Kiesstrand für ein paar coole Fotos und einen Sprung ins Meer! Auch nicht schlecht…




Kurze Zeit später lerne ich Nino aus Roseto degli Abruzzi kennen, der mit seinem protzigen E-Bike für eine Jeans-Firma wirbt. Außerdem hat er Feuchttücher als Werbegeschenke dabei, die er mir zusteckt und die sich bei meiner nächsten Etappe als sehr nützlich erweisen… Grazie, Nino!

Zwischen Scerme und Pineto spricht mich Albano (50) ebenso aus Pineto degli Abruzzi während der Fahrt an und fragt, wo ich herkomme. Er unternimmt mit seinem Sohn Francesco (16) regelmäßig Radtouren und die beiden haben für nächstes Jahr eine Radreise nach Sizilien geplant. Die vierköpfige Familie (es gibt noch eine Frau und die um zwei Jahre jüngere Tochter) lebte für sieben Jahre in Toronto, Kanada und alle sprechen sehr gut Englisch. Wir haben manchmal noch WhatsApp-Kontakt und Albano schreibt immer gerne auf Englisch, obwohl ich ihn bitte auf Italienisch zu kommunizieren… Francesco muss sich in Italien erst wieder einleben und vermisst verständlicherweise seine Freunde aus Toronto.


Albano und Francesco haben wiedermal mein Herz erfrischt und ich fahre munter weiter. Ein wunderschöner Abschnitt liegt vor mir, nämlich der langgezogene, sehr schmale Pinienwald von Pineto, bekannt als „Area Marina Protetta Torre del Cerrano“.









Torre del Cerrano: Dieser Turm wurde 1568 ganz nah am Meer auf einem früheren Bauwerk errichtet und vor allem benutzt, um die Angriffe von Türken und Sarazenen abzuwehren, die versuchten, sich der abruzzesischen Küste zu nähern, um dort Eroberungen und Raubzüge durchzuführen (https://www.visitroseto.it/de/Wunderschone-Abruzzen/Der-Turm-von-Cerrano/11-22-1.html).
Heute ist der Turm ein Symbol von Pineto, umgeben vom Meeresschutzgebiet und der Sitz des Naturwissenschaftlichen Institutes von Teramo. Das Dünengebiet steht unter Naturschutz und ist die Heimat des Seeregenpfeifers, ein seltener, eingewanderter Vogel aus Afrika, der im Frühling zurückkommt und hier nistet. Auch die Strandvegetation ist besonders: hier wachsen ausgefallene Pflanzen, wie die Meereslilie, der Verbasco del Gargano, die Soldanella marittima und der seltene Strandsafran. In Küstennähe in ca. 11 m Tiefe findet man hier die Reste des antiken Hafens Hadria. Im Inneren des Turmes und im botanischen Garten werden Führungen, Archäologie- und Meeresbiologie – Workshops, typische Produktverkostung und Musikabende organisiert(http://www.pinetoappartamenti.it/de/pineto/81-cerrano-turm).
Endlich komme ich meinem Tagesziel näher und überquere den Fluss Saline über eine geschwungene Fußgänger- und Radfahrerbrücke. Auf der anderen Seite befinden sich zusammengewachsene Vororte von Pescara, wie Montesilvano, Villa Canonico, Villa Verocchio oder Villa Verlengia.


Pescara beeindruckt mich als Stadt eigentlich garnicht, im Gegenteil, es hat kein richtiges „Centro Storico“ und ist eher eine Ansammlung von hässlichen Bauten mit Tourismus-Tendenzen. Das ist zumindest mein erster Eindruck. Vielleicht müsste man sich mehr Zeit nehmen, um die schönen und geheimen Plätze der Stadt zu erkunden… An der Strandpromenade gibt es ein großes Sportangebot, darunter auch Padel-Tennis, eine neue Trendsportart, die Squash mit Tennis verbindet und die ich hier zum ersten Mal kennen lerne.



Wieder Mal ist es spät geworden… Ich suche mir ein Hotel und genieße meine abendliche Dusche. In der Umgebung finde ich leider kein lauschiges Lokal, die Wege sind weit und ich speise in unmittelbarer Nähe einer gut befahrenen Straße. Es gibt italienische Brettljause („Tagliere“) mit typischem Rotwein aus der Region (Montepulciano degli Abruzzi).
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