3. Tag: Castellabate – Vietri sul Mare, 73 km, 530 Hm

Das Dörfchen Castellabate liegt malerisch auf einem Hügel und ist von meiner Unterkunft aus gut zu sehen. Es zieht mich magisch an und ich beschließe, diesen Tag mit der Auffahrt nach Castellabate zu beginnen.

Die von mir gewählte Route nach Castellabate ist allerdings nicht zu empfehlen, da sie teilweise extrem steil ist…

Man hat von oben einen wunderschönen Ausblick! Allein deswegen hat es sich ausgezahlt hinaufzufahren!!

Ausblick nach Norden…

Nette Plätzchen in Castellabate…

Die im Süden Italiens typische Stadtbeleuchtung wird von weihnachtlich auf sommerlich ausgetauscht.

Typische Bilder eines kleinen italienischen Dorfes…

Der Platz unter dem Castello dell‘Abate (=Burg/Schloss des Abtes), das Belvedere San Costabile ist ein wunderbarer Aussichtspunkt!!

Bergab und durch das Landesinnere geht es auf einer schönen, wenig befahrenen Straße nach Agropoli.

Einfahrt nach Agropoli von Südosten…

Agropoli an der Cilentoküste Kampaniens liegt imposant auf einer Felskuppe. Seine bis heute erhaltenen Verteidigungsanlagen wurden einst von den Sarazenen errichtet. Die Gegend war schon in prähistorischer Zeit bewohnt. Die Gründung der heute als Agropoli bekannten Siedlung wird teilweise den Griechen, teilweise den Byzantinern zugeschrieben. Im 7. Jahrhundert vor Christi soll hier ein griechischer Tempel gestanden haben; nach Christi Geburt war die Felskuppe ein Rückzugsort der Byzantiner, bevor im 9. Jahrhundert die Sarazenen die Siedlung eroberten und die vorhandenen Befestigungsanlagen massiv ausbauten. Die von der Burg gekrönte Altstadt, mit ihren kleinen blumengeschmückten Gassen, liegt auf einem steil zum Meer abfallenden Felsen. Der Ausblick auf die Cilentoküste ist phänomenal. Agropoli hat neben dem mittelalterlichen Castello Aragonese, das auf den Resten der vormaligen byzantinischen und sarazenischen Befestigungsanlagen errichtet wurde, eine Reihe weiterer interessanter Sehenswürdigkeiten zu bieten. Dazu gehören das Stadttor aus dem 16. Jahrhundert (Porta Monumentale), die Treppe „Scaloni“ zur Altstadt, die Kirchen Chiesa Santa Maria di Costantinopoli und Chiesa Madre dei Santi Pietro e Paolo sowie die Türme Torre di San Marco und Torre San Francesco. Agropoli verfügt über einen Yachthafen im Westen und mehrere Strände. An der Strandpromenade warten außerdem zahlreiche Restaurants, an der Via Filippo Patella viele kleine Läden auf Besucher (https://www.italien.de/staedte/agropoli).

Ich genieße den Blick zum Yachthafen von Agropoli und schiebe mein Rad die breiten „Scaloni“ hinunter…

Die Orangenbäume als Zierpflanzen zur Straßenverschönerung erregen „naturalmente“ meine Aufmerksamkeit… An den reifen Orangen kann ich einfach nicht vorbeifahren!!

In der Stadt Agropoli ist der Verkehr natürlich etwas dichter, aber alle fahren eigentlich sehr diszipliniert, also kein Problem für Radfahrer!

Am Strand ist auch ein wenig mehr los, aber da gibt es ja den Lungomare, den ich, bewusst ein- und ausatmend, mit einem wunderbaren Glücksgefühl, entlang radle…

Auf der Via Linora, nördlich von Agropoli, ist der Verkehr auch noch ein wenig stärker, verflüchtigt sich aber im Laufe der Zeit…

Dieser Radweg zwischen Agropoli und Paestum hat auch schon bessere Zeiten erlebt!!

In dieser gottverlassenen Gegend habe ich das Gefühl, von einem Auto mit einem älteren, etwas stärker gebauten Mann darin, verfolgt zu werden. Er hat zwei bis drei Mal an einer Kreuzung auf mich gewartet, um mich dann wieder zu überholen… Ich bin heilfroh, nach diesen fünf bis zehn Kilometern endlich ein Stück Zivilisation erreicht zu haben…

Angekommen in Paestum bin ich überwältigt von dem Ort mit so viel griechischer Geschichte…

Paestum ist eine historische Stadt und Ausgrabungsstätte umgeben von verschiedenen kleinen Ortschaften am Golf von Salerno in der italienischen Provinz Kampanien. Im 16. Jhdt. war am Königshof von Neapel bereits bekannt, dass sich im Bereich der Chiesa dell’Annunziata unweit der Mündung des Flüsschens Sele Ruinen antiker Gebäude und eines Amphitheaters befanden. Beim Bau der Strada dello Stato SS18 um 1762 wurde die Ruine des Anphitheaters quer durchschnitten und die antike Stadt wiederentdeckt. Im Zuge der Entdeckung der nahen Stätten von Pompeji und Herculaneum wurden die Antikenliebhaber auch in Paestum fündig. In mehreren zeitgenössischen Gemälden sind die Tempelruinen dargestellt, und Johann W. von Goethe besuchte die Ruinen im Rahmen seiner Italienischen Reise 1787. Paestum wurde später eine der Etappen der Grand Tour. Systematische Ausgrabungen wurden 1907/14 im Bereich der Basilica und 1925/38 im Bereich des Forum vorgenommen. Nachdem die Gegend um das wenig nördlich gelegene Laura 1943 Schauplatz der Alliierten Landung Operation Avalanche war, wurden nach dem Krieg die Ausgrabungen weitergeführt und der „Neptuntempel“, der „Cerestempel“ und 1954 das unterirdische Heiligtum ausgegraben. Die systematische Erforschung der Nekropole war Ziel der Ausgrabungen in den Sechziger- und Siebzigerjahren.Die fruchtbare Cilento-Küste mit ihrem Schwemmland ist heute Schwerpunkt des Gemüseanbaus in Kampanien. Außerdem kommt durch die Büffelzucht der beste Mozarella aus der Region. Die ältesten Siedlungsspuren im flachen Hinterland der Küste des Cilento finden sich aus der Altsteinzeit. Aus der Jungsteinzeit/frühen Kupferzeit wurden unweit bei Gauso zahlreiche Fornogräber gefunden. Nach Schriften antiker Geschichtsschreiber war die Region vor Gründung der Stadt Paestum von den Oinotern bewohnt. Im 8. Jhdt. vor Christus begann die griechische Kolonisation von Süditalien und Sizilien mit den Gründungen von Syrakus und Naxos auf der Insel und Sybaris und Kroton durch die Achäer und Tarent durch die Spartaner. Als Gründung der Sybariten wurde die Stadt Poseidonia wohl zu Beginn des 6. Jhdt. v.Chr. in der fruchtbaren Ebene nahe der Sele-Mündung gegründet. Die Lage der Stadt im fruchtbaren Hinterland spricht für die Bedeutung der Landwirtschaft und – mit der Distanz von der Küste mit dem Hafen – weniger für die Bedeutung als Handelsstützpunkt. Bald nach der Gründung um 600 v.Chr. wurde das erste Heiligtum zu Ehren der Hera, die auch in Sybaris den ersten Platz unter den Gottheiten innehatte, begründet. Nach der Zerstörung von Sybaris durch Kroton kam es wohl zur Ansiedlung von Flüchtlingen aus der ehemaligen Mutterstadt in Poseidonia und wohl dadurch im 5. Jhdt. v.Chr. zu einer außerordentlichen Blütezeit. In der zweiten Hälfte des 5. Jhdt. besetzten italische Stämme, die Samniten und vor allem die Lukaner, die Stadt Poseidonia. Nach 335 v.Chr. zwingt sie der König von Epiros unter seine Autorität. Im Rahmen der Ausdehnung der Einflusssphäre Roms auf den Südteil der heutigen italienischen Halbinsel wurde die Stadt zu einer Kolonie lateinischen Rechts und nahm den Namen Paestum an. Die Bauwerke der Stadt mit den griechischen Tempeln wurden latinisiert, vor allem wurde nach römischem Muster das Forum erweitert. Bis zum 1. Jhdt. v.Chr. setzte in der Region ein wirtschaftlicher Niedergang ein. Unter Kaiser Vespasian wurde um 70. n.Chr. die Colonia Flavia eingesetzt. Bis zum 5./6. Jhdt. verkleinerte sich das Siedlungsgebiet zusehends. Es reduzierte sich auf den am höchsten gelegenen Nordteil, der in größter Distanz zum Sumpfland mit seinen Krankheitserregern gelegen war. Ein Wohngebiet existierte um die im ehemaligen „Cerestempel“ (Tempel der Athene) errichtete Kirche. Im Mittelalter galt die Stadt Paestum als Bischofssitz. Aus dieser Zeit sind kaum noch Zeugnisse erhalten (https://de.wikivoyage.org/wiki/Paestum).

Die Bilder sprechen für sich…

Ein magischer Ort voller Geschichte!

Von Paestum gelange ich über gut asphaltierte Straßen wieder zur Küste.

Am Meer sind alle Lokale geschlossen und ich fahre mutterseelen alleine den Lungomare entlang. Die Einsamkeit und die kaputten Hartlaubgewächse und Pinien machen die ganze Szenerie etwas unheimlich…

Ein kurzer Singeltrail bringt mich auf die Via Foce Sele, eine Hauptstraße, die schnurgerade circa 25 Kilometer bis nach Salerno führt. Zunächst ist der Radweg noch schön und gepflegt und die Gegend naja, nicht unbedingt einladend, um es gelinde auszudrücken.

Man fährt ewig entweder am Radweg oder teils auf der Straße dahin und begegnet immer wieder einsam gehenden, offenbar Arbeit suchenden Immigranten. Die Gegend ist stark landwirtschaftlich geprägt und bietet die Möglichkeit, höchstwahrscheinlich um einen Hungerlohn, als Erntehelfer zu arbeiten.

Für mich ist die Gegend wirklich beklemmend und ich trete, was das Zeug hält, in die Pedale. Der Ausblick auf den dreckigen Fluss Sele kann meine Stimmung auch nicht heben…

Der ärmliche, heruntergewirtschaftete und furchteinfößende Eindruck setzt sich fort…

Wo um Himmels Willen bin ich hier gelandet?? Und als ob es nicht genug wäre, zieht am Horizont ein Gewitter auf, das mich aber Gott sei Dank nur streift…

Ich habe es geschafft!! Salerno!! Die Zivilisation hat mich wieder und ich fühle mich auf einen Schlag sicher!

Im östlichen Teil der Bucht von Salerno finde ich ein wirklich gutes und wunderschön gelegenes Fischlokal, das Miramare! Ich war schon lange nicht mehr so dankbar und glücklich, auch wenn ich mir nicht unbedingt meine Lieblingsspeise bestellt habe.

Die Fahrt durch Salerno ist zunächst, aufgrund des Verkehrs, etwas laut und wild…

Es geht teils am Radweg oder auf der Straße immer Richtung Hafen.

Der langgezogene Park und der Lungomare lassen mein Herz schon wieder höher schlagen. Ich bin in Sicherheit, das tut gut…

Gebäude in der Altstadt von Salerno…

Die Sonne ist schon untergegangen und am Hafen von Salerno dämmert es bereits. Ich weiß allerdings noch nicht, wo ich haute schlafen werde…

Nach einem kurzen Anstieg an den Hängen des Monte San Liberatore tauche ich bereits in die Magie der Amalfiküste mit viel Keramik und atemberaubenden Ausblicken ein… Ich bin richtig erschöpft, aber glücklich, endlich hier zu sein. Eigentlich war mein Tagesziel heute Amalfi, aber das geht sich beim besten Willen nicht mehr bei Tageslicht aus.

Die Entscheidung, die Nacht in Vietri sul Mare zu verbringen, fällt, als ich die leuchtenden Herzen bei der Einfahrt zur Altstadt sehe.

Ich finde ohne Probleme ein Zimmer, allerdings dauert es noch ein wenig, bis der Vermieter vor Ort sein kann. Deshalb nütze ich die Gelegenheit und schlendere, mein Rad schiebend, durch die Altstadt von Vietri zg vsul Mare und bin überwältigt von den vielen, kunstvoll geschmückten Keramikläden, die die Stadt zu bieten hat. Wer Keramik kaufen möchte, sollte es hier tun, denn in keinem anderen Ort an der Amalfiküste gibt es ein so großes Angebot wie hier!

Der Badeort Vietri sul Mare liegt am Fuße des Berges Liberatore an der berühmten Amalfiküste. Typisch für die Gemeinde ist die handgefertigte, farbenfrohe Keramik, die man hier überall in den Küstenstädten erwerben kann. Die Ortschaft ist längst nicht so bekannt wie andere in dieser Gegend, doch der Charme dieses mediterranen Kleinods wird Besucher schnell gefangen nehmen. Vietri sul Mare hat ein historisches Zentrum mit erstklassigen Restaurants, schönen Läden und nicht zuletzt einem fantastischen Ausblick auf das Meer. Wer das lebhafte Treiben in italienischen Orten liebt, sollte mittwochs unbedingt den Markt besuchen. In Vietri sul Mare lebt ein Großteil der Bevölkerung von der Keramikherstellung. Seit dem Mittelalter werden in dem Ort die berühmten Vietri-Fliesen hergestellt, die als Dekoration an vielen privaten Gebäuden und Sakralbauten allgegenwärtig sind. Ebenso werden hier auch alle denkbaren anderen Gegenstände aus Keramik gefertigt: Teller und Krüge, Vasen, Statuetten und sakrale Gegenstände, sowie die berühmten Esel, das Symbol von Vietri von welchen jeder Keramikkünstler seinen ureigenen fertigt. Diese unnachahmlichen Kunstwerke kann man nicht nur in den Geschäften der Ortschaft kaufen, sondern auch direkt bei den Herstellern. Wer sich für die Geschichte der Keramikkunst in Vietri sul Mare interessiert, findet im Museo Provinciale della Ceramica in der Villa Guariglia ausführliche Informationen und viele Prachtstücke vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart bestaunen. Der Eintritt ist kostenlos und die Öffnungszeiten sind wie folgt: Ganzjährig Dienstag bis Sonntag jeweils von 09:00 bis 15:00 Uhr; Montag geschlossen. Albori, dessen leuchtend farbige Häuser sich an den Monte Falerio drängen, gehört zu den Borghi piu belli d’Italia, den schönsten Dörfern Italiens. Eine lange Treppe führt vom Dorf nach Marina d’Albori, einem schönen kleinen Strand zwischen den Felsen. Ein Ausflug zum dem ursprünglichen auf rund 300 m Höhe gelegenen Ort Albori, lässt sich wunderbar kombinieren mit dem anschließenden Aufstieg zum Gipfel des Monte Falerio. Oben angekommen entschädigt ein atemberaubender Ausblick auf den Golf von Salerno für den schweißtreibenden Aufstieg über knapp 400 Höhenmeter (https://www.italien.de/staedte/vietri-sul-mare).

Endlich kann ich mein Zimmer beziehen, das allerdings im dritten Stock liegt und keine Möglichkeit zur sicheren Unterstellung des Fahrrads bietet. Daher bleibt mir nichts Anderes übrig, als es nach oben zu schleppen. Die Bodenfliesen sind wieder einmal fürchterlich kalt und die Wärmflasche Gold wert!!

Als ich mit dem Wäschewaschen, Duschen usw. fertig bin, sind die Geschäfte schon geschlossen und ich kann leider nur noch von einer Vietri-Keramik essen…

Das typisch abendliche Bild einer süditalienischen Piazza mit viel kitschiger Beleuchtung…

BUONA NOTTE!!!

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