Wir genießen ein köstliches Frühstück auf der Sonnenterasse des Hotels Conte Ruggero in Serra San Bruno.
Serra San Bruno ist eine Stadt mit 6355 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der italienischen Provinz Vibo Valentia in der Region Kalabrien. Der Ort liegt etwa 36 km südöstlich von Vibo Valentia am Fuß des Monte Pecoraro (1423 Meter). Das Gebiet der Gemeinde liegt 870 m ü. d. M. und umfasst 39 km². Die Bevölkerung lebt vom Abbau und der Verarbeitung von Granit, von der Forstwirtschaft in der großen umliegenden Waldregion (typischer Laubwald mit großem Pilzaufkommen) und der Holzverarbeitung. In Serra San Bruno und Umgebung werden große Mengen von Holzkohle auf traditionelle Art und Weise hergestellt. Bekannt ist der Ort vor allem wegen der Kartause Santo Stefano, die Ende des 11. Jahrhunderts errichtet wurde. Im historischen Stadtkern liegt die Barockkirche Chiesa dell’Addolorata, in deren Innenraum sich zahlreiche Kunstwerke aus der Kartause befinden. Viele Häuser des Orts sind mit kunstvollen Portalen und Schmiedwerken ausgestattet, eine Tradition, die auf die Kartäusermönche zurückgeht.



Hier im Süden sind Autos mit der alten italienischen Nummerntafel keine Seltenheit.


Wir verlassen die Stadt in südöstlicher Richtung und kommen bei zwei düsteren Kirchen vorbei…



Auf dem Corso Umberto 1 stadtauswärts.



Vorbei an dem bedeutenden Kloster Santo Stefano. Leider ist es noch geschlossen.






Das Kloster Santo Stefano: Der Ort Serra San Bruno wurde im 11. Jahrhundert gegründet, als der Heilige Bruno aus Köln nach Kalabrien kam und auf der Suche nach einem geeigneten Ort für seine Einsiedelei bzw. sein Kloster war. So entstand Serra San Bruno, denn die Arbeiter, welche das Kloster Santo Stefano errichteten, benötigten eine Bleibe. Im Laufe der Zeit wuchs der kleine Ort und mehr Menschen siedelten sich an, auch weil die neu erbaute Kartause in der Nähe war. Der Heilige Bruno wurde um 1030 in Köln geboren. Nachdem er in Köln und Reims Theologie und Philosophie studiert hatte, wurde er 1056 Direktor der Domschule in Reims. 1080 trat er ins das Benediktiner – Kloster in Molesme ein. Vier Jahre später bat er darum eine Einsiedelei zu errichten und es wurde ihm bewilligt. Bald schlossen sich ihm jedoch noch andere Eremiten an und der zur Verfügung stehende Platz reichte nicht mehr aus. Aus diesem Grund bekamen Bruno und seine sechs Gefährten vom Bischof Hugo de Grenoble ein größeres Areal im Chartreuse – Gebirge und die Große Kartause entstand. Im Jahre 1090 wurde Bruno vom Papst Urban II. als dessen Berater nach Rom gerufen. Auf das Angebot als Berater angestellt zu sein und auch auf das Bistum Reggio verzichtete er, stattdessen gründete er ein zweites Kloster in Kalabrien und das war das Santo Stefano, was noch heute existiert. Am 6. Oktober 1101 starb Bruno und im Jahre 1514 wurde er von Papst Leo heilig gesprochen (https://www.kalabrienreisen.de/kalabrien/reisefuehrer/serra-san-bruno/)
Die gute Beschilderung führt uns direkt auf den Radweg der kalabrischen Regionalparks, der „Ciclovia Parchi Calabria“. Man beachte das Schild mit dem gebotenen Sicherheitsabstand zu Radfahrern von 1,5 m ganz unten!!




Die nächsten acht Kilometer sind geprägt von Laubwäldern mit angenehmen Temperaturen. Leider ist auch hier der abgelagerte Müll nicht zu übersehen. Nur ab und zu kommt ein Auto vorbei.





Mongiana ist der erste Ort, den wir durchfahren. Nur wenige Menschen sind auf den Straßen, meist schwarz gekleidete ältere Frauen…



Auf gutem Asphalt geht es auf und ab dahin…


Bald erreichen wir Fabrizia, ein ebenso verschlafener Ort wie Mongiana.









Wir tauchen wieder in das kräftige Grün der Wälder ein und atmen frische, angenehm kühle Luft. Nur wenige Autos begegnen uns.


Bei Kilometer 20 legen wir eine kurze Rast bei einem schön angelegten Wasserbrunnen ein. Auch andere holen sich hier ihr frisches Wasser.




Bäume, Farne, aber leider auch immer wieder Müll begleiten uns auf unserem Weg…



Mitten im Wald neben der Straße sitzt ein Ehepaar auf kleinen Klappstühlen und genießt die Kühle des Waldes. Ich spreche die beiden sympathischen Herrschaften, Giuseppe und Rita, an und plaudere ein wenig mit ihnen. Sie sind so freundlich und herzig und schenken uns zwei Packungen Kracker. Dankbar und beglückt von der netten Begegnung radeln wir weiter.


Immer weiter bergauf nehme ich meinen eigenen Atem und die verschiedenen Grüntöne des Waldes wahr. Ginster, Farn und Müll entgehen ebenso meinen Augen nicht…





Farn so weit das Auge reicht!









Meditatives Radeln…

Wir streifen einen bewohnten Bauernhof (links) und verlassene ehemalige Wohnhäuser.



Als wir bei dem einladenden Restaurant „Passo del Mercante“ vorbeikommen, sind wir uns sofort einig, dass wir die heutige Mittagspause hier einlegen werden.




Das Essen schmeckt hervorragend und der Platz unter einer uralten Buche mit Blick auf Felder und Wälder könnte nicht lauschiger sein.







Auch der Innenbereich des Restaurants ist sehr ansprechend und eignet sich für Hochzeiten und andere große Festlichkeiten.



Mit etwas schweren Beinen geht es nach der Mittagspause weiter. Ich bewundere einen schönen Aufschluss mit brüchig-sandigem Kalkstein.





Das Farnkraut und die verschiedenen Grüntöne der Landschaft faszinieren mich…

Im Aspromonte Nationalpark werden die Straßen unebener und man muss mit tiefen Schlaglöchern rechnen. Seit längerem haben wir kein Netz mehr, aber Komoot navigiert uns dennoch durch die Wildnis… Schon lange ist uns keine Menschenseele begegnet!








Sogar in der abgeschiedensten Gegend gibt es Straßenmarkierungen und guten Asphalt.


Kurz vor Canolo kommen uns Stella und Pasquale aus Rom entgegen. Da wir schon lange keinen Menschen gesehen haben, freuen wir uns und plaudern ein wenig durchs Autofenster. Dann steigen sie sogar aus ihrem Fahrzeug aus, um ein Foto mit uns zu machen. Soooo nett!!!





Endlich erreichen wir Canolo und steuern gleich auf Cosimos Restaurant zu, der uns auch das Zimmer vermietet, das wir zur Sicherheit schon vorab reserviert haben. Wir befürchteten, in diesem abgeschiedenen Dörfchen eventuell keine Unterkunft zu finden, aber in Canolo gibt es sogar ein B&B, wie wir später erfahren werden.



Canolo liegt in einem wirtschaftlich rückständigen Gebiet und man merkt, dass hier nicht viel Geld von Rom ankommt. Die Menschen begnügen sich mit dem Wenigen, das sie haben und leben zum Teil von der Viehwirtschaft, wie dieser ältere Mann mit seiner Ziegenherde.




Cosimo oder einer seiner Angestellten zeigt uns den Weg zu unserer Unterkunft. Diese ist ebenso bescheiden wie die ganze Ortschaft und wir ziehen es vor, in unserem Zelt im Freien zu übernachten. Es riecht nach Schimmel und das geht garnicht.







Canolo ist ein Dörfchen mit einstöckigen Häuserreihen in Gelb-, Orange- und Rosatönen.

Unser Unterkunftgeber Cosimo muss seinen ersten Stock erst fertigstellen…


Die Küche ist aber exzellent!!






Beim Essen lernen wir den sympatischen Lucio und seine um einige Jahre jüngere Chiara aus Padua kennen, die ebenso mit dem Rad auf der Ciclovia Parchi Calabria unterwegs sind. Lucio trägt dazu auch das passende T-Shirt. Sie übernachten in einem angeblich netten B&B in Canolo. Es gibt also auch andere Unterkünfte im Ort! Das Lokal von Cosimo ist zum Bersten voll, was die gute Küche noch einmal bestätigt!!


Der Kellner (oder Cosimo selbst, wir wissen es bis heute nicht…) richtet uns ein Frühstück zum Mitnehmen (in viel Plastik verpackt) und schenkt uns eine Flasche Wasser und zwei Dosen Cola dazu.

Die Nacht im Zelt hätten wir wegen der Hitze nicht überlebt und so schlafen wir auf unseren Matten im Freien. Auch hier kommt man ins Schwitzen, aber es ist erträglicher…
BUONA NOTTE!!
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