3. Tag: Verona – Peschiera del Garda, 35 km, 180 Hm

Obwohl es erst 7:00 Uhr ist, fühlen wir uns gut erholt und ausgeschlafen… ;-)) Beim Blick aus dem Fenster erkennen wir zwar dichten Nebel, aber keinen Regen, d. h. unserer Unternehmung, mit dem Rad nach Peschiera del Garda zu fahren, steht nichts im Wege! Es ist schon sehr hell draußen, wir denken uns aber nichts dabei… Nach einem vergleichsweise ausgedehnten Frühstück am 4-Sterne-Frühstücksbuffet starten wir um 8:30 los!

Schade! Hätte ich mein Rad vor dieses Wandbild beim Eingangsbereich des Hotels gestellt, wär’s ein cooles Foto geworden…

Wir radeln durch das Wohnviertel Borgo Trieste im Osten von Verona, wo auch das Hotel Maxim liegt.

Über die Etsch geht’s in Richtung Stadtzentrum.

Die mittelalterliche Stadtmauer von Verona beeindruckt uns mit ihrem regelmäßigen Wechsel von Ziegel- und Flussstein-Mauerwerk und wir schießen ein paar Fotos. Claudia schwärmt vor sich hin…

Gleich nebenan liegt die Arena von Verona, die aus unserer Perspektive durch die Regelmäßigkeit der zahlreichen Bögen und die Reste der römischen Stadtmauer besticht, aber aus der Luft erst ihre gigantischen Ausmaße zeigt..

Die Arena von Verona: Das römische Amphitheater wurde etwa im Jahr 30 n. Chr. außerhalb der römischen Stadtmauern errichtet. Es fasste über 30.000 Zuschauer und wurde für Gladiatorenkämpfe und Wettkämpfe genutzt. Die Fassade war mit weißem und rosa Kalkstein verkleidet. 265 wurde unter Kaiser Gallienus die bestehende Stadtmauer um die Arena herum verlängert. Vielfach wurde angenommen, dass der größte Teil des Außenrings bei einem Erdbeben im Jahr 1117 zerstört wurde. Archäologische Funde von markierten Steinen des äußeren Ringes haben jedoch gezeigt, dass bereits der Ostgotenkönig Theoderich nach der Inbesitznahme der Stadt 489 den Außenring einreißen ließ und die Steine zum Aufbau seiner neuen Stadtmauer verwendete. Wahrscheinlich wurde der Ring auch aus militärischen Gründen abgerissen, da die Arena die Stadtmauern sonst um einiges zu überragen drohte. Auch später noch diente das Bauwerk als Steinbruch für die wachsende mittelalterliche Stadt. Von den ursprünglich 72 Bögen des Außenrings sind nur noch vier erhalten. Sie werden von den Veronesern „l’ala“ – der Flügel – genannt. Im Jahr 1278 war die Arena der Schauplatz der letzten großen Katharer-Hinrichtung: Nach den Erfolgen der Inquisition in den 1250er Jahren in Südfrankreich in deren Kampf gegen die Katharer zogen sich die Überlebenden nach Norditalien zurück. Sie fanden in Sirmione eine letzte Zufluchtsstätte. 1276 wurden sie von Alberto I. della Scala im Auftrag des Veroneser Bischofs in Sirmione gefangen genommen und 1278 in der Arena von Verona verbrannt. In der Renaissance gab es Bestrebungen, das Bauwerk wieder als Theater zu nutzen. Dies geschieht aber erst seit 1913 regelmäßig. Am 10. August 1913 wurde anlässlich des 100. Geburtstags von Giuseppe Verdi die Oper Aida aufgeführt. Aufgrund der hervorragenden Akustik konnte sich die Arena schnell als Konzertstätte etablieren (https://de.wikipedia.org/wiki/Arena_von_Verona).

Ein bisschen „Mode schnuppern“ im Centro Storico…

In der bekannten Einkaufsstraße „Via Mazzini“, die aus geschliffenem Marmor gepflastert ist, unterweist mich Claudia in den vielen italienischen Marken, die ich bis dato noch nie gehört habe… Bialetti, Rinascimento, usw

Das Haus von Romeo und Julia kennen wir bereits und wir entscheiden uns die Stadtbesichtigung eher kurz zu halten, damit wir beim Radeln nicht ins Strudeln kommen… Daher biegen wir nach der Via Mazzini links ab und erreichen die eindrucksvolle Piazza delle Erbe.

Die Piazza delle Erbe ist der älteste Platz in Verona, seit Jahrhunderten Dreh- und Angelpunkt des sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Lebens der Stadt. Ein Teil seines Charmes ergibt sich aus der harmonischen Überlagerung von Palästen, Türmen, Statuen und architektonischen Elementen aus verschiedenen Epochen und Stilen, die eine einzigartige Collage bilden. Es wurde auf den Überresten des antiken römischen Forums erbaut, das ein Kapitol, Tempel und Bäder umfasste, verbunden durch eine Arkade, die zahlreiche Geschäfte beherbergte. Mit der Familie Scaligeri wurde es zu einem lebendigen Zentrum der Kunst und des Handels und während der venezianischen und dann der österreichischen Herrschaft beherbergte es die Zivil- und Strafgerichte, blieb aber immer der Kern des gesellschaftlichen Lebens der Stadt (https://www.welcometoitalia.com/de/verona/piazza-delle-erbe-der-schoenste-platz-der-welt/).

Das antike Stadttor „Porta Borsari“, das von der anderen Seite noch viel schöner aussehen würde, führt uns aus der Altstadt hinaus.

Die Porta Borsari stammt aus dem 1. Jahrhundert vor Christus und markierte den südwestlichen Eingang in die Stadt. Ursprünglich aufgrund seiner Nähe zum Jupitertempel „Porta Iovia“ genannt erhielt es im Mittelalter seinen heutigen Namen. Zöllner (=bursarii) waren hier stationiert und versteuerten die mitgeführten Waren. Die Porta Borsari war ähnlich der Porta Leoni als kleiner Festungsbau mit Wachtürmen konzipiert, die einen Hof umschlossen. Heute sieht man nur mehr die stadtauswärts gerichteten Torreste (https://www.zainoo.com/de/italien/venetien/verona/sehenswuerdigkeiten-verona/porta-borsari).

Porta Borsari

Wir düsen zielstrebig beim Castelvecchio und dem Arco dei Gavi vorbei, wo ich ein schnelles Foto mache.

Castellvecchio: Direkt am Fluss steht das imposante Gebäude, das 1354 – 1356 von Cangrande II della Scala errichtet wurde. Die Brücke über die Etsch sollte den Burgbewohnern als Fluchtweg dienen. Im Laufe der Zeit wurden mehrere Veränderungen an der Burg vorgenommen. Die Venezianer benutzen das Castel als Festung, Besatzungsgruppen der Franzosen und Österreicher brachten hier ihre Kaserne unter. Seit 1923 ist das Castel ein Museum. Das große mittelalterliche Backsteingebäude besteht aus einer Umfassungsmauer und 6 Türmen.

Der Arco dei Gavi oder Gavierbogen ist ein römischer Ehrenbogen im UNESCO-Welterbe „Altstadt von Verona“. Er befindet sich in einem kleinen Park zwischen dem Corso Cavour und dem Ufer der Etsch unmittelbar am Castelvecchio. Der Bogen wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. – ausweislich der Inschrift L. VITRVVIVS. L. L. CERDO/ ARCHITECTVS – von dem Architekten Lucius Vitruvius Cerdo, Freigelassener eines Lucius Vitruvius, zum Ruhm der Familie der Gavier errichtet, allerdings nicht am jetzigen Standort, sondern an der Via Postumia, wo der Standort des Bogens heute im Straßenbelag kenntlich gemacht worden ist. Im mittelalterlichen Verona der Scaliger diente der Arco dei Gavi als Stadttor und war in die Stadtbefestigung einbezogen. 1805 besetzten französische Truppen die Stadt. Napoleon sah das römische Bauwerk als militärisches Hindernis und ließ es abreißen. Die Steine des Bogens wurden in der Nähe der römischen Arena deponiert. Schon 1820 beschloss der Stadtrat von Verona den Wiederaufbau des antiken Monuments. Aber erst 1932 gelang es Antonio Avena, dem damaligen Direktor der städtischen Museen, mit Unterstützung von Carlo Anti, den Arco dei Gavi an der jetzigen Stelle neu aufzubauen. Um die ursprüngliche Situation anzudeuten, hat man ein Stück der antiken römischen Straßenpflasterung aus schwarzem Basalt im Bereich des Bogens verlegt, die Einkerbungen durch Wagenräder zeigt.

Gleich hinter dem Castelvecchio gibt es eine Auffahrt zu einem kurzen, aber umso lohnenderen Dammradweg, von dem aus man einen traumhaften Blick auf das Castel und die Ponte Scaligero genießen kann.

Wir wundern uns schon längst über das Konfetti, das über die gesamte Altstadt und darüber hinaus verteilt herumliegt. An der Piazza San Zeno, wo auch die große Basilika San Zeno Maggiore steht, fragen wir einen Passanten nach dem Grund und er teilt uns mit, dass am Vorabend Fasching nachgefeiert wurde und die ganze Stadt im Karneval-Taumel war. Also doch keine Massenkundgebungen und aufgeheizten Demonstrationen, wie wir vermuteten und nun ist uns auch klar, warum es so schwer war ein halbwegs erschwingliches Zimmer zu finden.

Basilica di San Zeno Maggiore

Am Radweg entlang des Canale Industriale Camuzzoni verlassen wir endgültig die Stadt und genießen die herbstliche Stimmung.

Wir überqueren den Kanal am Ende einer langgezogenen Landzunge und kommen auf die Via Aeroporto Angelo Berardi, wo zahlreiche Radfahrer ihre Sonntagsausfahrt absolvieren. Der Verkehr ist zumindest an Wochenenden zu vernachlässigen.

Auf der Höhe des Flughafens „Boscomantico“ von Verona eröffnet sich ein weiterer Radweg entlang des Canale Biffis.

Es geht lang den Kanal entlang,

bis wir ihn vor der Einmündung in die Via Piemonte über diese Brücke überqueren müssen.

Danach beginnt eine leichte Steigung zur Ortschaft Bussolengo, wo wir uns bei einer Karte orientieren und einen namenlosen „Oldtimer“-Rennradfahrer treffen, der uns behilflich sein möchte. Er empfiehlt uns die Route zu nehmen, die wir ohnedies geplant haben. Wir finden es trotzdem sehr nett, dass er auf uns zugekommen ist und ein Gespräch mit uns begonnen hat…

Von Bussolegno lassen wir uns die Via San Salvar hinunterrollen, es geht später durch eine Unterführung und dann die Via Castagne entlang, wo Claudia beanstandet, dass die Autos mit einem Affenzahn an einem vorbei rasen. Hier begegnen wir auch unserem Highlight des Tages:

Cristian Moroni (37), ein Aussteiger im Cowboy-Look aus Roccasecca dei Volsci in der Nähe von Rom. Auf seinem Pferd „Furia“ umrundet er den italienischen Stiefel und hat es mit seinem Abenteuer schon in einige Zeitungen geschafft. Als ich ihn anspreche „Ciao, ma dove vai col cavallo?“, ist er sofort bereit die Straßenseite zu wechseln und gibt mir sehr entspannt ausführliche Antworten auf meine ungestümen Fragen. Er schläft immer im Zelt, obwohl ihm die Leute gerne ein Bett zur Verfügung stellen würden und kommt bei Bauernhöfen, Reitställen, Häusern mit großen Gärten, Garagen, Carports oder Unterständen unter, immer bedacht darauf, dass es seinem Pferd gut geht. Gerade ist er auf dem Weg nach Verona, wo die beiden von 4. – 8. 11. zur Pferdemesse eingeladen sind. Man kann seine außergewöhnliche Unternehmung auf Instagram oder Facebook unter #cristianmoroni verfolgen. Claudia und ich sind überwältigt und können es garnicht fassen!!!

An der hinter Zypressen (Claudias Lebensbaum!!) versteckten Kirche Santa Giustina vorbei kurbeln wir gemächlich die Via Castagne über einen Hügel zur Ortschaft Palazzolo hinauf. In einer kleinen Bar, gut besucht von Pensionisten der Umgebung, die vormittags durch die Bank „Spritz-Aperol“ vor sich stehen haben, machen wir eine Klo- und Trinkpause. Claudia benötigt einen Birnendicksaft, um ihre Batterien nach dem Hügel wieder aufzuladen, ich hätte gerne vier Bilder vom Klo der netten Bardame gekauft, aber sie wollte sie mir leider nicht abtreten. Die Bilder hätten gut in meine Küche gepasst…

Nach Palazzolo schlängelt sich die ruhige Straße durch Wein- Kirschen-, Oliven- und wahrscheinlich auch Kanstanienhaine.

Wir sehen von weitem schon die Nebelschicht, die sich über dem Gardasee noch hartnäckig hält.

Nördlich der Ortschaft San Giorgio in Salici zwischen Palazzolo und Castelnuovo del Garda münden wir in die Via Verona, eine „strada statale“ (=Bundesstraße), die unter der Woche bestimmt stärker befahren ist.

Da es Sonntag ist, haben wir Glück und kommen nach ca. acht Kilometern relativ ruhig und wohlbehalten bei unserem Ziel „Peschiera del Garda“ an.

Unser erster Blick auf den See… Sehr zu meiner Freude schwebt Claudia über allen Wolken, weil sie sich „nieeeee gedacht hätte, es bis zum Gardasee zu schaffen!!“ Peschiera des Garda ist von Kanälen durchzogen und versprüht pures Urlaubsflair. Nicht zuletzt deswegen tummeln sich tausende Touristen an der Promenade, in Cafés und Bars.

Ich bin etwas überfordert Anbetracht dieser Menschenmenge und beruhige mich mit einem ausgedehnten Blick auf den schier endlosen See. Nun ist auch unsere Frage beantwortet, warum hier die Übernachtungspreise auch noch zu dieser Jahreszeit so hoch sind…

Unser Mittagslokal sucht Claudia aus, denn ich bin aufgrund des Rummels und der vielen Eindrücke nicht mehr in der Lage Entscheidungen zu treffen und möchte einfach nur irgendwo ankommen. Gleich gegenüber ist in einem bezaubernd gelegenen Restaurant ein Tisch mit Seeblick für uns frei. Den Aperol-Spritzer haben wir uns redlich verdient und huldigen ihn zu 100%, zumal ja morgen der 1. November mit Ernährungsumstellung und Alkoholabstinenz auf uns wartet. Berauscht auch durch das Glücksgefühl, das uns durchströmt, schwelgen wir dahin, genießen den Moment und saugen alle Eindrücke in uns auf. Das Restaurant „La Plume“ ist sehr zu empfehlen! Die Pasta, der außergewöhnliche Salat und der Prosciutto sind ein Gedicht!!

Dank Claudia brechen wir nicht zu spät auf, um frühzeitig und entspannt beim Bahnhof anzukommen.

Als der Zug hält, drängen wir uns in der Hektik ins falsche Abteil, wo es keinen Platz für Fahrräder gibt und wir den gesamten Ein- und Ausstiegsbereich mit unseren Rädern blockieren. Dennoch erleichtert, dass wir uns zumindest im richtigen Zug befinden, schießt es uns auf einmal durch den Kopf: Für unsere bevorstehende sieben-minütige Umsteig-Prozedur in Verona fehlt uns ein wichtiges Detail! Die Nummer des Bahnsteigs, auf dem unser Anschlusszug abfährt!! Ich google und suche verzweifelt nach Lösungen, bis mir die passende einfällt. Ich rufe bei Trenitalia an und schaffe es tatsächlich, mit einem menschlichen Wesen zu sprechen. Der nette Mann nennt mir den richtigen Bahnsteig und in nur fünf Minuten schaffen wir den „Change“, allerdings steigen wir wieder in ein falsches Abteil, was wir aber in letzter Sekunde noch ändern. Die Schaffnerin winkt uns in den vorderen Bereich des Zuges und wir laufen keuchend in ihre Richtung. Erleichtert stellen wir unsere Räder in die dafür vorgesehene Vorrichtung und setzen uns etwas aufgelöst auf gerade noch zwei frei Plätze.

Bis Mestre genießen wir eine angenehme Zugfahrt. Vom Bahnhof zur Parkgarage ist es ein Katzensprung und erst im Auto bemerken wir, dass in der vergangenen Nacht die Zeitverschiebung von Sommer- auf Winterzeit stattgefunden hat. Jetzt erst wird uns alles klar! Wir waren trotz früher Uhrzeit ausgeschlafen… Es war um 7:00 Uhr schon hell… Keine von uns hat an die Zeitumstellung gedacht!! Hihihihi!!

Wir beschließen den ausgefüllten Tag noch gebührend bei Tizio in Tarvis, wo bei lauter Techno-Musik auf der Straße Halloween gefeiert wird. Mit orangem Getränk und schwarzem Hut sind wir gut dabei.

Halloween bei Tizio in Tarvis

Mit einem Koffer voller schöner Erinnerungen geht es schließlich zurück nach Villach. Wir sind dankbar für das bereichernde, erlebnisreiche und harmonische Wochenende in Bella Italia!!

Grazie, carissima Claudia per il tuo accompagnamento, per il tuo sostegno, la tua pazienza e i tuoi preziosi consigli!!! Mi ha fatto molto piacere averti avuto con me!!

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