Bella Italia

mit dem Bike erfahren.

 

Einmal um den Stiefel

Seit meiner Jugend bin ich begeisterte Radfahrerin, Handy-Fotografin mit relativ gutem Blick für Details und schöne Orte, sowie langjährige Italien-Liebhaberin mit Affinität zur italienischen Sprache. Nichts von all dem beherrsche ich perfekt, wobei ich sagen muss, dass ich noch nie einen Hang zur Perfektion hatte. Ich bin da dem Dilettantismus viel eher zugetan, doch wie heißt es nach Georg Brandes so schön:

„Wohl gibt es Dilettanten, die mehr Ideen in Bewegung setzen als die gründlichsten Fachmänner

Die Idee zu meinem Vorhaben hat sich nach und nach entwickelt. Alles begann mit einer spontanen Radtour, die ich alleine von Udine nach Venedig unternahm. Ich war so berauscht von dem beeindruckenden Erlebnis und der neuen Erfahrung allein unterwegs zu sein, dass ich das Gefühl unbedingt wieder erleben wollte. Beim meditativen Treten und verstohlenen Beobachten der Fischer am Piave Fluss kam in mir das Bedürfnis auf sie anzusprechen, um sie zu fragen, woher sie kommen, welche Fische hier gefangen und wie sie zubereitet werden. Ich war neugierig, doch zum damaligen Zeitpunkt noch zu schüchtern, um wirklich auf sie zuzugehen und Kontakt aufzunehmen.

In Gedanken spann ich schon die Idee zur großen Tour durch Italien, wie sie auch meine Freundin Claudia in ihrer Pension vorhat, allerdings mit einem anderen Fortbewegungsmittel. Sie hat mich damit inspiriert und ist somit auch ein Teil zur Verwirklichung meines Vorhabens. Ich träumte während dem Radeln von einer Art Reportage zu jeder Region, die ich durchfahren würde. Ein Reise-Blog wäre auch eine Variante, dachte ich, wo ich meine Erlebnisse niederschreiben könnte…

Als ich nach der Radtour nach Hause kam, verwarf ich den Gedanken bald wieder. Erst nach einigen Tagen, als ich meine Grazer Freundin Sabine in Pörtschach traf und sie mir überschwänglich von ihrem neuen Musik-Blog mit all ihren Eigenproduktionen und separaten Künstler- und Sammler-Ecken erzählte, rückte ich mit meiner noch unreifen und vagen Idee zum Bike-Blog heraus. Sie war begeistert von dem Projekt und bestärkte mich in meinem Vorhaben mit vielen weiteren Impulsen und Inspirationen. Es sprudelte gleich so aus ihr heraus, ganz wie es ihre Art ist: euphorisch, kreativ, spontan und geistreich!! Danke, Sabine für deine Begeisterungsfähigkeit und deinen Esprit, sowie deine langjährige und treue Freundschaft!!

Sabine und ich, Foto in einen zerkratzten Spiegel… 2019 in Klagenfurt

Hätte ich Sabine nicht von meiner Idee berichtet, wäre dieser Reise-Blog wahrscheinlich nie entstanden. Mittlerweile ist er wie ein Baby für mich, das ich hege und pflege und wo viel Zeit und Herzblut hinein fließt. Beim Niederschreiben meiner Reisen und peniblen Ordnen der Fotos habe ich das Gefühl, alles nochmal erleben zu dürfen und das finde ich toll! Ich freue mich auch, dass ich meine Abenteuer, Wagnisse und Erlebnisse mit Interessierten, Freunden und meiner Familie mithilfe dieses Mediums teilen kann.

Und nun zu meinem Vorhaben

Mein Ziel ist es, mit dem Rad den gesamten Stiefel im Uhrzeigersinn mehr oder weniger der Küste entlang abzufahren, also von Triest im Nordosten über Venedig, Ancona, Pescara, Brindisi, Santa Maria di Leuca, Reggio di Calabria, Neapel, Rom, Livorno, Genua bis Ventimiglia an der Grenze zu Frankreich. Allerdings nicht durchgehend in einer Radreise, sondern in Etappen von ein paar Tagen. Im Süden werden es wohl längere Teilstrecken werden, für die ich mir dann auch mehr Zeit nehmen werde.

Neben dem Radeln, der Besichtigung und dem Fotografieren von Sehenswürdigkeiten, sowie sich ständig ändernden Landschaften ist es mir wichtig, mit möglichst vielen Einheimischen in Kontakt zu treten und auf Italienisch zu kommunizieren. Ich liebe die Sprache und möchte mich gerne in Ausdruck, Aussprache und Wortschatz verbessern, aber auch einfach nur Menschen und ihre Art zu leben kennenlernen.

Das Reisen alleine mit Zug, Bus und Rad finde ich faszinierend, da ich mich völlig frei fühle. Jede Entscheidung treffe ich für mich alleine. Ich kann stehen bleiben wann, wo und wie lange ich möchte, ich fotografiere was und wie oft ich will, ohne dass mich jemand schief anschaut oder drängt… Auch meine Fehlentscheidungen muss ich selbst ausbaden und brauche niemandem gegenüber ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn was schief geht. Ich brauche mich mit niemandem absprechen.

Nachtrag 2024: Ab Etappe 6 im Sommer 2021 wollte ich allerdings zur Sicherheit meinen Mann als Begleitung mitnehmen, da der Süden Italiens aus verschiedensten Gründen etwas Furchteinflößendes für mich hatte. Da waren einerseits die freilaufenden Hunde (kommen aber nur in gewissen Gegenden vor, wie in der Molise oder im Norden von Apulien…) und andererseits die ´Ndrangheta und die Camorra (davon bekommt man als Tourist aber Gott sei Dank gar nichts mit). Eventuell gewalttätige Männer oder arbeitslose Jugendliche, die nicht mehr viel zu verlieren haben, geisterten ebenso in meinem Kopf herum… Tatsächlich war ich vor allem in der Molise (südlich von Termoli), in Teilen Apuliens (Gegend um Lesina und südlich von Manfreddonia), sowie in Kalabrien (in einem Teil des Aspromonte-Nationalparks) froh, Harald an meiner Seite zu haben!!! Die restliche Strecke war bis jetzt jedoch harmlos und es gab keine Zwischenfälle. Den Abschnitt zwischen Reggio di Calabria und Ascea habe ich mit meiner Freundin Karin zurückgelegt. Auch hier ging alles gut und wir hatten eine wunderschöne Zeit. Zwischen Ascea und Neapel war ich wieder alleine unterwegs, obwohl ich vor allem vor Neapel großen Respekt hatte. Alles kein Problem, wie sich im Nachhinein herausstellte!!

Natürlich reizt mich der Nervenkitzel und der Charme des Ungewissen. Ich hab ja bei jeder Reise keine Ahnung was mich erwarten wird und blicke dem Vorhaben mit Respekt entgegen. Ist die geplante Route auch wirklich gut ausgewählt? Kann ich stark frequentierte Straßen umfahren? Werde ich eine geeignete Unterkunft finden? Es ist Abenteuer pur, prickelnd, spannend, unterhaltsam, manchmal frustrierend, aber immer anders als ich angenommen habe. Die Menschen, die mir begegnen und die ich immer wieder spontan anspreche… Wie werden sie reagieren? Werden Sie mich vielleicht abweisen oder unfreundlich sein? Es sind Ängste und Unsicherheiten, die sich jedes Mal in angenehmen, manchmal sogar freundschaftlichen Gesprächen zerstreuen.

Gastfreundschaft in Italien

Ich habe bis jetzt bei meinen Reisen niemanden kennengelernt, der kurz angebunden gewesen wäre oder sich keine Zeit für ein Gespräch mit mir nehmen wollte. Im Gegenteil, in Italien habe ich eine Offenheit, Herzlichkeit und unglaubliche Gastfreundschaft erlebt, die ich bisher so nicht gekannt hatte. Ich glaube aber, dass es auch immer davon abhängt, wie man den Menschen begegnet. Höflich, freundlich, lächelnd mit positiver Ausstrahlung kommt gut und eine Frau alleine mit einem bepackten Rad weckt natürlich zusätzlich Interesse (oder Mitleid…), erleichtert die Kontaktaufnahme und ist vertrauenserweckend. Dass ich allerdings in die Küche gebeten werde und mit der Familie mitessen darf, übertrifft alle meine Erwartungen und ist überhaupt nicht selbstverständlich. So geschehen in Fiorenzuola di Focara (Pesaro) bei Monica und Flavio. Sie führen dort ein „Bed and Breakfast“ in Ihrem Privathaus in wunderschöner Lage an der Steilküste des Parco Regionale del Monte San Bartolo, der den Anfang des Hügelsystems an der Küste kurz nach den Stränden der nördlichen Adria darstellt. Danke, Ihr zwei Lieben für Eure Offenheit und Gastfreundschaft!

Ebenso ist es mir in Anita, einem kleinen Ort zwischen Comacchio und Ravenna ergangen. Ich machte bei einem Bauernhof Halt, um nach dem Weg zu fragen… Giampiero und seine Mutter Natalina haben mich zu selbstgemachten Tagliatelle al Ragù eingeladen und wir haben uns sehr angeregt über die Landwirtschaft und die Geschichte der Gegend unterhalten. Danke, Giampiero und Natalina! Es war mir ein Vergnügen Euch kennengelernt zu haben!

Natalina und Giampiero aus Anita

Dankeschön

Ich möchte mich hier nicht nur für die unglaubliche Gastfreundschaft bei allen Freunden aus Italien bedanken, sondern auch bei meinen Unterstützern, meiner Familie und meinen Freunden hier in Österreich. Allen voran ist mein Mann Harald zu nennen, der sich in mühevoller und stundenlanger Arbeit dem Erstellen dieser Internetseite gewidmet hat. Ohne ihn würde es diesen Blog nicht geben… Danke, mein Schatz!!

Harald und ich im Giro d’Italia-Outfit, bereit für eine schöne Tour…

Ein herzliches Dankeschön auch an alle, die sich als KorrekturleserInnen zur Verfügung stellen und sich bereit erklären, meine Text auf Fehler durchzulesen. Das hilft mir natürlich sehr!! Bussi an alle und GRAZIE!!

Nicht zuletzt möchte ich mich auch bei all jenen bedanken, die mich bei meinen Touren virtuell begleiten und auf meine Instagram- und Facebook-Posts, bzw. meine Statusmeldungen auf WhatsApp reagieren. Allen voran natürlich bei meiner lieben Mum, die immer live dabei ist und richtig mit lebt… Am liebsten würde sie gerne selbst mitfahren…

Anmerkung zu den Zitaten im Text

Ich möchte vermerken, dass es sich bei meinem Blog nicht um eine Bachelor- oder Masterarbeit handelt und ich aus Zeit- und Bequemlichkeitsgründen auf korrektes Zitieren von Internetseiten verzichte. Die Links der verwendeten Seiten sind im Fließtext in Klammer gesetzt.

Allgemeines

Die Details und Beschreibungen zu den einzelnen Etappen findest du in der Rubrik Beiträge.

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19 Antworten

  1. Fabrice sagt:

    Ganz ein toller Beitrag über deine Reise in Italien. Sehr gut und mit sehr viel Leidenschaft dokumentiert . Freue mich auf weitere Beiträge! Toi, toi, toi!!!

    • Pia-Maria Thoma sagt:

      So gut geschrieben, dass man wirklich mitlebt und überlegt selbst auch so eine Reise/Abenteuer zu machen! Hut ab vor deinem Mut und deiner Coolheit (sagt man Coolness gö) einfach loszufahren und Gegenden zu erkunden, die weit weg von zuhause sind und du nicht kennst. Würde ich mich auch gern trauen ;-).

      • Mei, danke für die lieben Worte, Pia!! In Wirklichkeit is garnix dabei, ich hab nur manchmal vorher ein bissl ein Kribbeln im Bauch, aber mehr freudige Erwartung auf das Abenteuer… Dann, vor Ort, ist alles easy…

  2. Alexandra sagt:

    voll schön gemacht und sieht sehr spaßig aus alles😊

  3. Birgitt Bachinger sagt:

    Bin ganz begeistert von deinem Blog. Idee, Texte, Fotos, Hintergrundinformationen, einfach super

  4. Peggy sagt:

    Liebe Alice hab deinen Blog mit Vergnügen gelesen und freue mich schon auf weitere spannende Erzählungen.
    Da ich schon das Vergnügen hatte mit dir a paar km zu radeln,(zwar nicht in Italien) kann ich mich noch mehr mit deinen Zeilen und Worte mittreiben lassen als wäre ich quasi dabei.
    Bitte mehr!!!

  5. Mathilde Winzig sagt:

    Liebe Alice !!! Deine Mum, wie du sie nennst hat mir den Blog geschickt.
    Ich bin begeistert wie interessant du alles festgehalten und dokumentiert hast….
    Da gehört so viel dazu…. wie : Mut ,Ausdauer, Neugier und vieles mehr…..
    Wünsche dir weiterhin viel Freude und Spaß beim🚴‍♀️….du bist super….

  6. Birgit sagt:

    Das Leben ist ein Fest. Si dovrebbe celebrarla come lo fai tu. Fai benissimo! Vai avanti così!!
    Toller Blog! Bravo Alice und Harald!

  7. Ingrid Damm sagt:

    Ciao bella,bin ganz begeistert von Deinem Blog,mit Deinen schönen Bildern und Beiträgen,sehr spannend.
    Auch ich wollte schon lange soetwas machen,aber ich wußte leider nicht wie.
    Den ich bin ja seid 14 Jahren im Winter meistens für 3 Monaten in Asien alleine unterwegs und ich hatte auch tolle
    Erlebnise . Aber vielleicht schaffe ich es bei der nächsten Reise.
    Die Idee mit dem Rad den Stiefel zu erkunden ist einzigartig,ich würde schon kaputten Reifen scheitern,
    aber bei Dir habe ich gesehen,es ist zu lernen
    Freue mich schon auf Deine neuen Beiträge

    • Grazie, cara!! Voll lieb von dir!! Ja, hätte ich meinen lieben Mann nicht, dann könnte ich den Blog auch vergessen… das ist leider nicht so einfach und man muss schon ein Freak sein und sich auskennen. Ich schreib ja nur und ordne die Fotos… Es wäre cool, wenn du auch sowas machen und deine Reisen ein bisschen dokumentieren könntest! Ich wäre eine deiner treuen Leserinnen!! Cool, wann bist wieder unterwegs?

  8. Edith Hrovath sagt:

    Amica cara!

    „Leben wird nicht gemessen an der Zahl von Atemzügen, die wir nehmen; sondern an den Momenten, die uns den Atem nehmen.“

    Du raubst uns Mitreisenden den Atem!
    Soviel Mut und Abenteuerlust ,Eigenregie
    und innerliche Größe …….das ist ALICE!

    Eine Amica grandiosa !!!

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